3. Liga – Keine Lizenz für die Offenbacher Kickers

3. Liga – Keine Lizenz für die Offenbacher Kickers

Offenbach (rg) – Der TSV Lehnerz empfängt Kickers Offenbach: So könnte es in der kommenden Saison heißen. Der OFC hat nämlich vom DFB keine Lizenz für die 3. Liga erhalten.

In der vergangenen Saison noch drei Ligen voneinander entfernt, könnte es jetzt zum Aufeinandertreffen kommen. Nach einer mehrstündigen Sitzung beim DFB war klar: Die Liquidität des hoch verschuldeten Traditionsvereins vom Bieberer Berg reicht nicht aus. Die Kickers wollen jetzt vor dem Schiedsgericht in Berufung gehen.

Bleibt es bei der Entscheidung, verbleibt Damstdat 98 in der 3. Liga. Damit würde dann eine hessische Mannschaft weniger aus der Regionalliga in die Hessenliga absteigen. Für den OFC wäre die Nicht-Lizensierung gleichbedeutend mit dem Gang in die Insolvenz und einem Neustart in einer Amateurliga, möglicherweise in der Hessenliga.

 

Ein bitterer Tag für den OFC
Von Sebastian Rieth

Kickers Offenbach erhält vom DFB keine Lizenz für die Dritte Liga und will vors Schiedsgericht ziehen. Dessen Entscheidung wird zeitnah erwartet.

Kickers Offenbach erhält vom DFB keine Lizenz für die Dritte Liga und will vors Schiedsgericht ziehen. Dessen Entscheidung wird zeitnah erwartet.

Ihren Gesichtern war auch die letzte Röte entschwunden. Kreidebleich, mit leerem Blick und entsetzter Miene schlurfte die Delegation der Offenbacher Kickers aus dem Tagungsraum 1 der DFB-Zentrale. Es brauchte nicht viel, um schon da zu erahnen, was nur Minuten später einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Nachbarraum verkündet wurde: Für die neue Drittligasaison erhält der mit 9,1 Millionen Euro verschuldete Traditionsverein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) keine Lizenz. Die hartnäckigen Gerüchte des vergangenen Wochenendes hatten sich mit dem Urteil des Zulassungsbeschwerdeausschusses am Montagnachmittag bestätigt. Das erhoffte Wunder am Verhandlungstisch ist ausgeblieben. Das ist ein bitterer Tag für uns, kommentierte ein sichtlich mitgenommener OFC-Präsident Frank Ruhl die Entscheidung der Funktionäre, dem Verein zum zweiten Mal nach 1989 die Lizenz zu verweigern. Der Bieberer Berg, mit all seinen historischen Momenten und sagenumwobenen Geschichten, trägt tiefe Trauer.

Krimi hinter verschlossenen Türen

Zuvor hatte sich in der DFB-Zentrale im Frankfurter Stadtwald ein echter Krimi abgespielt. Hinter verschlossenen Türen verhandelte die Offenbacher Delegation, die neben der Vereinsspitze auch aus renommierten Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten bestand, fast viereinhalb Stunden lang mit den Verbandsfunktionären. Immer wieder wurden Räume gewechselt, hektisch Telefonate geführt, Aktenordner durch die Gegend geschleppt. Draußen, vor den Türen des verglasten Gebäudes, warteten mehr als ein Dutzend an Journalisten. Jede noch so kleine Gesichtsregung der Beteiligten wurde gedeutet. Die Auflösung folgte um 15.47 Uhr.

„Der Verein hat die Bedingungen für die Zulassung zur dritten Liga teilweise nicht erfüllt“, sagte Rainer Koch, DFB-Vizepräsident und gleichzeitig auch der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses. Dazu hatte gehört, dass die Kickers eine geforderte Liquiditätsreserve in Höhe von zwei Millionen Euro entweder auf ein Verbandskonto einzahlen oder dem DFB einen Darlehensvertrag vorlegen, nachdem der Verband jederzeit direkt auf diese Summe zugreifen kann. Beides haben die Kickers nicht gemacht. Stattdessen sandte Geschäftsführer David Fischer bei der Abgabe der Unterlagen am Dienstag vergangener Woche einen Kreditvertrag zum DFB, der zwar genau die geforderte Summe beinhaltet, auf den der Verband aber keinen direkten Zugriff hat, sondern nur die Kickers selbst. Koch betonte: Es war kein Formfehler, sondern eine bedeutende Bedingung, die nicht erfüllt worden ist.

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In der Falle

Im OFC-Lager ist man anderer Meinung, dort glaubt man, mit eben jener Landesbürgschaft sogar mehr geliefert zu haben, als der DFB eigentlich gefordert hatte. „Wir waren der Überzeugung, dass es mehr als ausreichend ist“, sagte Fischer und stellte fest: „Es gibt zwei unterschiedliche Rechtspositionen“. Warum man allerdings nicht nach den klaren Vorgaben des DFB, zu denen es sogar ein Musterformular gibt, gehandelt hatte, konnte oder wollte so kurz nach dem Schock niemand erklären.

Als einzige Hoffnung bleibt nun noch das ständige Schiedsgericht, das der Verein anrufen will und dessen Entscheidung zeitnah erwartet wird. Die Aussichten auf eine Revidierung des Urteils wie es der Frankfurter Eintracht 2002 gelang tendieren allerdings gen null. Das Verfahren werde laut Koch lediglich auf die Kompatibilität mit den Verbandsstatuten und nicht auf Inhalte überprüft.

Ausgang ist offen

Sollten die Kickers auch in letzter Instanz keine Spielberichtigung für die dritte Liga bekommen, wäre ausgerechnet der Rivale im Süden der große Profiteur. Als erster sportlicher Absteiger würde der SV Darmstadt 98 nachrücken und am grünen Tisch doch noch die Klasse halten.

Wie es mit den Kickers dann weiterginge, ist noch völlig offen. Im Falle einer Lizenzerteilung wären die Mühen der vergangenen Wochen nicht vergebens und die einst marode GmbH laut Geschäftsführer Fischer saniert. Ohne die dritte Liga droht allerdings die Insolvenz. Sämtliche Verträge sind dann obsolet, sagt Ruhl. Schon jetzt das Sterbeglöckchen für den Pokalsieger von 1970 zu läuten, wäre aber noch zu voreilig. Lediglich wenn die Pleite auch auf den eingetragenen Verein übergreift, müsste sich der OFC neu gründen und in der untersten Spielklasse antreten. Wahrscheinlicher ist, dass die Kickers in der Regionalliga Südwest aufgefangen werden. Ruhl kündigt schon einmal an: „Wir werden weiter für den OFC kämpfen in welcher Liga auch immer.“

 

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