Doppelinterview: Kallée und Weber vorm Kumpelduell

Doppelinterview: Kallée und Weber vorm Kumpelduell

Weber kann den Geldbeutel daheim lassen und sich auf seine Jeans freuen

 

Rund 70 Spiele haben Fabian „Fabse“ Kallée (35) und Dominik „Dome“ Weber (34) gemeinsam in der Hessenliga für den Hünfelder SV gemeistert. Am Samstag (15.30 Uhr) stehen sich nun die beiden Kumpels erstmals in Asbach als Trainer gegenüber. Während es für Kallées SVA Bad Hersfeld noch um den Klassenerhalt geht, will Hünfeld unbedingt Rang zwei bis Saisonende behaupten. Wir haben die beiden zu einem launigen Interview gesprochen.

Für beide Teams geht es noch um richtig was. Kommt da vor dem Derby und Kumpelduell eigentlich richtige Vorfreude auf, oder ist es eher Anspannung?

Kallée: Bei Spielen gegen Hünfeld  kommt bei mir immer Vorfreude auf, weil ich eine tolle Zeit da hatte und die auch nicht missen möchte. Da ist ja nicht nur Dome als guter Kumpel zu nennen, sondern auch Nici Rehm, Toto Trabert oder Johnny Helmke, mit denen ich auch gespielt habe. Und bei aller Anspannung freue ich mich natürlich drauf.

Ihr habt beide in Hünfeld zusammengespielt. Was bleibt aus den drei gemeinsamen Jahren am ehesten in Erinnerung?

Kallée: Spontan war es Wahnsinn, die ersten zwei Jahre die Hessenliga zu halten. Und wir hatten in Dome da immer einen hervorragenden Kapitän, der in allen Lagen auf und neben dem Platz für die Mannschaft eingestanden ist – da konnte man sich schon viel abschneiden. Besonders in Erinnerung bleiben sicherlich die Heimfahrten nach den Auswärtsspielen – die waren legendär.

Weber: Ich muss auch sagen, die Zeit in der Hessenliga war eine richtig gute. Von der Kameradschaft her, aber auch vom Zusammenhalt hat das richtig gut gepasst. Und mit Fabse hatten wir natürlich einen Teamplayer, der immer vorweg gegangen ist und seine Tore gemacht hat. So einer, der sich keine Birne macht und einfach Tore schießt, hat uns letzte Saison gefehlt. Er macht die Tore. Die Statistiken sprechen da für ihn. Es gibt wenige Spieler, die in der Hessen-, Verbands- oder Gruppenliga so gut getroffen haben.

Also bist du froh, dass Fabian nicht spielt?

Weber: Ich gehe davon aus, dass er nicht auflaufen wird und ich hoffe, dass bleibt auch so.

Kallée: Davon gehe ich auch aus.

Fabian, an die 0:4-Hinspielklatsche, als du noch Spieler warst, denkst du sicherlich mit Angst und Schrecken zurück…

Kallée: Das war nicht nur nicht so gut, das war speziell in der ersten Halbzeit eine Vorführung. Das muss man neidlos anerkennen. Hünfeld war uns mehr als eine Klasse überlegen. Dass was der HSV vom Potenzial gezeigt hat, war schon richtig gut. Da konnten wir nur staunen. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen.

Aber wie man hört, muss es nachher dennoch bei euch beiden feucht-fröhlich zugegangen sein…

Weber: Das war eine ganz lustige Geschichte. Wir haben nachher mit Fabse zu seiner Überraschung seinen Junggesellenabschied in Fulda gefeiert. Von meiner Seite war es vom Spiel und vom Nachher ein gelungener Abend, für den Fabse wahrscheinlich nur nachher.

Kallée: Die dritte Halbzeit war deutlich lustiger als die ersten zwei vorher. Und an der Stelle auch mein Versprechen: Du kriegst deine Jeans wieder.

Weber: Ah, sehr gut. Okay. Die hat er nämlich noch von damals

Kallée: Es ist in Fulda sehr schwer, in Diskotheken im SVA-Trainingsanzug reinzukommen. Und deswegen musste mein Kollege auf der anderen Seite mir mit Jeans und Gürtel aushelfen, die aber gewaschen und gebügelt daheim liegen und am Samstag wieder den Besitzer wechseln.

Und wie ist diesmal die Planung für die dritte Halbzeit?

Kallée: Da bin ich für alles offen. Wir haben ja ein Heimspiel und der Dome, das ist auch Fakt, hat mir bei den bisherigen Spielen immer geholfen mit Informationen, sodass ihm da, ich will nicht sagen Kost und Logis freistehen, er aber seinen Geldbeutel auf jeden Fall zuhause lassen kann.

Weber: Ich muss dir an der Stelle leider sagen, dass ich um 19 Uhr in Fulda am Bahnhof sein muss – das ist schon lange geplant.

Kallée: Dann muss ich leider sagen: Du kannst nur hoffen, dass die Deutsche Bahn Verspätung hat, pünktlich wirst du das nicht schaffen.

Kommen wir mal zum Spiel an sich: Was erwartet den HSV beim wiedererstarkten SVA?

Weber: Ich muss ganz klar sagen, wenn ich die einzelnen Spieler durchgehe und an Fabse an der Linie denke, steht Asbach viel, viel schlechter da, als es das Leistungsvermögen der Mannschaft hergibt. Das wird eine richtig schwere Aufgabe für uns. Wir dürfen uns nicht vom Tabellenplatz blenden lassen. Ich muss ehrlich sagen, in Asbach wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden.

Und mit dem Unentschieden wärst du auch zufrieden, Fabian?

Kallée: Ja. Über Borussia Fulda brauchen wir nicht zu sprechen und dann führt Hünfeld  die Tabelle „Best of the rest“ an. Das ist ein absoluter Hochkaräter. Wir sollten auf keinen Fall Wunderdinge von unseren Jungs erwarten. Wir können nur sagen, dass wir wie in den letzten beiden Spielen – und nur für die kann ich sprechen – alles in die Waagschale werfen werden. Und dann wollen wir natürlich versuchen, etwas mitzunehmen und das fängt bei einem Punkt an. Und wenn es der am Ende wird, dann haben wir sehr viel erreicht. Für uns ist es ein absolutes Bonusspiel.

Fabian, viel hast du nicht verändert, seit du vor drei Wochen von Ante Markesic übernommen hast, dennoch mit zwei äußerst positiven Spielen auf euch aufmerksam gemacht. Was dennoch auffällt, ist deine unglaublich positive Art an der Seitenlinie – gab die den Spielern den notwendigen Schub?

Kallée: Es sollen andere beurteilen, wie da meine Rolle ist – und ob das was geändert hat oder nicht. Es steht mir gar nicht zu, das zu beurteilen. Ich kann immer nur wiederholen, dass der Ante hervorragende Arbeit geleistet hat und die Mannschaft taktisch super geschult hat – das ist sein Verdienst. Und ich möchte mich so einzubringen, wie ich eben auch als Spieler war. Ich versuche positiv auf die Spieler einzuwirken. Und bis jetzt machen es die Jungs hervorragend, deswegen gebührt der Mannschaft das große Kompliment. Gerade wie sie mit der Situation umgegangen ist, dass ein Mannschaftskollege, der in der Vorbereitung noch mit ihr trainiert hat, jetzt das Regiment führt. Das spricht für die Mannschaft, meine Rolle sollen andere beurteilen.

Dominik, bei dir war es zuletzt etwas andersherum, du musstest hadern und die nötige Laufbereitschaft einfordern – wie man beim 4:0-Sieg gegen Dörnberg gesehen hat, mit Erfolg. Die Spieler in Schutz zu nehmen, ist also nicht immer der richtige Weg…

Weber: Die Mannschaft ist noch relativ jung und muss kapieren, dass die Spiele nicht mit 80 Prozent gewonnen werden. Man kann immer mal ein schlechtes Spiel oder einen schlechten Tag haben, aber diese grundlegenden Dinge, die für den Fußball notwendig sind, die kann man jede Woche verlangen. Es war eigentlich schon das Weidenhausen-Spiel ein Schuss vor den Bug, zwar nicht vom Ergebnis her, aber von der Leistung – Ergebnis war dann dieses Unentschieden gegen Mengsberg. Gegen Dörnberg haben sie dann wieder ein anderes Gesicht gezeigt und da hoffe ich einfach, dass das bei den Jungs jetzt in den Köpfen drinnen ist.

Sebastian Schuch (SVA) und Kevin Krieger (HSV) waren beide zur Torgranate der Woche nominiert. Wären das Spieler, die man gerne beide in den eigenen Reihen hätte?

Weber: Der Sebastian hat einen Riesenweg zurückgelegt und hat eine tolle Entwicklung genommen. Von der Präsenz, von der Technik, vom Kopfballspiel. Er ist ein sehr kompletter Spieler, den man natürlich in den eigenen Reihen haben will, aber man kann ja nicht alles haben. Kallée: Kevin ist ein absoluter Topspieler in der Liga, der jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen würde. Aber ich glaube, von der Sorte hat Hünfeld – wenn ich an Robert Simon oder Niclas Rehm denke – nicht nur einen, sondern die haben vier, fünf und das zeigt auch schon die Machtverhältnisse. Aber wenn ich direkt nach Kevin Krieger gefragt werde: Wer hätte den nicht gerne in seiner Mannschaft?

Autor: Johannes Götze

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