Unvergessen: Heute mit Fabian Kallée
Fabian Kallée berichtet:
„Als ich darüber nachgedacht habe, welche Momente für mich unvergessen bleiben, ist mir sofort mein erstes Pflichtspieltor für den Hünfelder SV gegen Borussia Fulda 2009, also mein erstes Hessenliga-Tor, eingefallen. Ich verbinde dieses Tor mit ganz vielen Anekdoten. Es war ein Highlightspiel, denn es war das Hessenliga-Derby in Fulda, Gründonnerstag, Flutlicht.
Für mich persönlich war es ein besonderes Spiel, da ich vorher 14 Monate lang verletzt war, keinen Sport machen durfte und sogar mein Karriereende im Raum stand. Es war damals eine sehr schwierige Zeit, denn ich war nicht in der Lage zu joggen geschweige denn ganz normal aus dem Auto auszusteigen. Es bestand der Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung. Ich hatte vier Kernspin-Untersuchungen, war bestimmt bei zehn bis zwölf Ärzten und niemand hat etwas herausgefunden. Erst durch Hünfelds Vorsitzenden Lothar Mihm bin ich damals zu einem Arzt nach Freiburg gekommen, der mir helfen konnte.
Nach den 14 Monaten Pause habe ich unter Oliver Bunzenthal die Winter-Vorbereitung absolviert. Das war so mit das härteste, was ich je erlebt habe. In meinem ersten Spiel für Hünfeld, einem Testspiel gegen Lehnerz auf Kunstrasen, habe ich dann 45 Minuten gespielt. Nachher liefen mir die Tränen über das Gesicht. Die Jungs kamen dann zu mir, dachten, dass ich vor Freude weine und haben mir gratuliert. Dabei war ich enttäuscht, dass ich so schlecht war. Ich habe mich auf dem Platz wie ein Fremdkörper gefühlt und war viel weiter von meiner Form weg, als ich dachte.
Und dann kam das Derby in Fulda. Ich weiß noch genau, dass meine Mutter damals gesagt hat, dass sie mein erstes Hessenliga-Tor sehen möchte und sich deswegen für alle Spiel frei genommen hat. Mit ihr ist dann auch ein Kollege von mir nach Fulda gefahren. Auf dem Platz war ich einfach nur froh, dass ich überhaupt wieder Fußball spielen konnte. Kurz vor Schluss habe ich dann das Tor zum 1:1 geschossen. Unsere Zuschauer waren damals mit dem Zug nach Fulda gefahren und standen in der Kurve. Dort bin ich hingerannt. Böse Zungen behaupten, dass sie mich nie schneller haben laufen sehen. Das war der Lohn für mich persönlich und hat mich unheimlich geprägt. Ich hatte alles dafür getan, um wieder spielen zu können.
Meine Eltern saßen nachher noch lange mit meinem Kollegen bei uns zuhause und sie haben gefeiert. Auch meine Schwester kam damals noch dazu. Ich selbst war natürlich mit der Mannschaft in Fulda unterwegs und wir haben die Nacht zum Tage gemacht. An diesem Abend ist auch das Lied ‚Keine Haare, viele Tore‘ entstanden. Die Mannschaft saß in der Havanna Bar und ich kam später dazu, weil mich so viele Leute angerufen und mir gratuliert hatten. Ich kam in den Raum und die Jungs sangen das Lied. So oft wie es an diesem Abend gesungen wurde, hätte es auch in die Charts kommen können. Das war für mich ein unvergesslicher Moment.“