Erst Krankenhaus, dann Matchwinner

Erst Krankenhaus, dann Matchwinner

Verbandsliga: HSV hat den ganz langen Atem
Maurus Klüber hieß der Mann des Tages auf der Hünfelder Rhönkampfbahn: Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch wegen einer Blinddarm-Reizung noch im Krankenhaus verbracht, glänzte er heute beim 4:3 (1:1)-Sieg gegen Weidenhausen nicht nur wegen seiner beiden Treffer.
Das machte vor allem auch seinen Trainer Dominik Weber glücklich, der hatte lange gezögert, ob er den scheidenden Stürmer, der diesmal auf der „Zehn“ agierte, auch wirklich bringt oder auf Winterneuzugang Leon Lekaj setzt. „Er hatte dann die Spritzigkeit, die ich mir erhofft hatte. Maurus hat ein gutes Spiel gemacht“, erklärte Weber seine Überlegungen und wurde vom zukünftigen Bachrainer nicht enttäuscht. Überhaupt war der Auftritt von vielen im HSV-Dress ein wirklich guter: Allen voran Steffen Witzel, der als Linksverteidiger nicht nur kämperisch, sondern vor allem verbal voranging und seine Leistung mit dem Treffer zum 2:2 krönte. Witzel traf nach einer scharfen Krieger-Hereingabe und anschließender Brust-Vorlage Christoph Neidhardts humorlos aus zehn Metern (60.).

Schon zwölf Minuten vorher hatte Weidenhausens Thomas Hammer den furiosen zweiten Durchgang eröffnet, als er einen ewig in der Luft stehenden Ball durch die Beine des in dieser Szene viel zu passivem HSV-Schlussmanns Tim Gutberlet köpfte. Und direkt nach Witzels Treffer patzte Tarek Belaarbi, der abseits des Geschehens vollkommen unnötig Soohoon Kim festhielt und somit leichtfertig einen Elfmeter verursachte, den Jan Gerbig zur 3:2-Führung Weidenhausens zu nutzen wusste. Doch Hünfeld kam wieder zurück, bewies tolle Moral und ließ ab da auch keine einzige Chance mehr zu. Den Ausgleich besorgte Klüber, als er nach zwei Glanzparaden von Johannes Klotzsch die Faxen dicke hatte und das Leder aus zwölf Metern in den Knick jagte (68.). Das letztlich entscheidende Tor durfte sich dann ausgerechnet Belaarbi auf seine Flagge schreiben, weil er eine Krieger-Ecke schulbuchmäßig ins lange Eck köpfte (73.). Ferhat Yildiz (78.), Christoph Neidhardt (87.) und der eingewechselte Lekaj (90.+1) hätten das Ergebnis noch deutlicher gestalten müssen, hatten bei den jeweils tollen Aktionen das Glück nicht auf ihren Seiten.
„Handlungsempfehlung“ wird Nagelprobe unterzogen
Vorm Pausentee entwickelte sich zunächst ein Spiel auf ein Tor – und zwar auf das von Johannes Klotzsch: Bei Robert Simons Schüssen (8., 18.) war der Weidenhausener Keeper auf der Hut, bei den Kopfbällen von Witzel (2.) und Simon (22.) hatte er dann das Glück des Glücklichen, weil die Versuche jeweils knapp drüber gingen. Die Führung – auch wenn Weidenhausen eine gute Szene durch Soohoon Kim hatte (9.) – fiel zwangsläufig. Simon hebelte die Abwehr durch einen klugen Ball von Rechsaußen aus, Maurus Klüber nahm den Ball direkt und überlupfte den chancenlosen Klotzsch klasse (26.). Die Antwort Weidenhausens kam jedoch prompt: Tim Gutberlets Abschlag fing Jan Gonnermann ab, über die Stationen Thomas Hammer und Jan Gerbig ging es dann ganz schnell und Tim Gonnermann konnte ins kurze Eck abschließen (29.). Der HSV ließ sich davon etwas aus der Bahn werfen, und konnte sich sogar noch bei Gutberlet, weil der per Fußabwehr gegen Tim Gonnermann, der für den erkrankten Bruder Sören den Mittelstürmer gab, den Rückstand verhinderte (42.).

Was die vom Hessischen Fußball-Verband herausgegebene „Handlungsempfehlung“ in Sachen Legitimation der Spieler in der Praxis bedeuten kann, erlebten Schiedsrichter, Vereine und Zuschauer in Hünfeld: Weidenhausen hatte die komplette Passmappe vergessen, dazu hatten 5 der 15 Akteure des Kaders keinen Personalausweis dabei. Eben jene fünf hätten nicht spielen dürfen. Weidenhausen hätte zu zehnt beginnen müssen. Grund: Die Legitimation muss gezwungenermaßen stattfinden, bevor ein Spieler aufläuft – zur Not bei der Einwechslung. Hünfeld zeigte sich gnädig und erklärte sich nach interner Besprechung bereit, zu warten bis die Passmappe aus Weidenhausen in Hünfeld eingetroffen ist. Das Spiel begann dementsprechend um 16.45 Uhr statt um 15.30 Uhr.
Die Statistik:
Hünfeld: Gutberlet – Krenzer (44. Sorian), Belaarbi, Helmke, Witzel – Trabert, Krieger – Neidhardt, Klüber (79. Lekaj), Yildiz – Simon.
Weidenhausen: Klotzsch – Nguyen, Hammer, J. Gonnermann, Beng – Baumbach, Löffler – Kim, R. Gonnermann (81. Walter), Gerbig – T. Gonnermann (67. Pfliegner).
Schiedsrichter: Kai Vonderschmidt (SpVgg. Dietesheim).
Zuschauer: 220.
Tore: 1:0 Maurus Klüber (26.), 1:1 Tim Gonnermann (29.), 1:2 Thomas Hammer (48.), 2:2 Steffen Witzel (60.), 2:3 Jan Gerbig (62., Foulelfmeter), 3:3 Maurus Klüber (68.), 4:3 Tarek Belaarbi (73.).
Autor: Johannes Götze

Weidenhausen-16-11

 

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