„Geld muss von oben nach unten verteilt werden“

„Geld muss von oben nach unten verteilt werden“

Gewinnfreie Zone: Die Hessenligisten müssen um jeden Cent kämpfen. Welche Zukunft hat die Liga noch? 

Wie geht es weiter mit der Fußball-Hessenliga?

Hat die Regionalliga noch eine Chance?

Und wie sehen die Betroffenen ihre Zukunft in der Viert- und Fünftklassigkeit?

Im Vorfeld des als Meinungsaustausch deklarierten Treffens, zu dem der Hessische Fußball-Verband die Vereine der nach einigen Rückzügen in Schieflage geratenen Hessenliga am Montag eingeladen hat, haben wir uns umgehört.

Nach derzeitigem Stand würden 2014/15 nach dem Aus von TGM SV Jügesheim, dem FSV Fernwald und der U23 des FSV Frankfurt bei fünf Absteigern und eventuell einem Aufsteiger in die Regionalliga nur 13 Mannschaften in der Hessenliga spielen. Das ist natürlich inakzeptabel, bildet aber einen Trend ab: Die höchste Klasse des Landes ist nicht mehr attraktiv.

Hessenliga

Ronnie Borchers ist als Spieler und Trainer viel herumgekommen; die Tristesse, die er jetzt erleben muss, macht den Coach des FSVFernwald nachdenklich: „Man muss sich wirklich Gedanken machen – nicht nur um die Hessenliga, sondern um den gesamten Amateurfußball. Ich erlebe es immer wieder, dass vielleicht 100 Leute am Sportplatz sind, aber die Hälfte davon sitzt drinnen im Sportlerheim und schaut Sky. Alle Vereine haben damit zu kämpfen“, weiß Borchers und schildert seine Erlebnisse vom Spiel in Griesheim: „Da hat man nicht einmal mehr die Pommesbude aufgeschlossen, weil es sich ob der wenigen Zuschauer anscheinend nicht mehr lohnt.“

Warum es sich nicht mehr lohnt, verdeutlicht Holger Kurth, der Coach von Viktoria Griesheim: „Du hast kaum noch eine Chance, die nötigen Mittel zu erwirtschaften. Für den Bus zur Auswärtsfahrt zahlen wir 600 Euro. Schon das tut uns weh.“ Für den Verein sei in naher Zukunft existenziell, aus einer guten Jugendarbeit zu schöpfen. Kurth: „Wir verlieren Spieler, die lieber in untere Klassen gehen, weil das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag in der Hessenliga für sie nicht mehr passt.“

Keine zwei Meinungen gibt es unter den Befragten darüber, wie mit der Abstiegsfrage zu verfahren sei. Unisono betonen ausnahmslos alle, die einzig nachvollziehbare Lösung müsse vorsehen, die Anzahl der sportlichen Absteiger um die Anzahl der zurückgezogenen Teams zu verringern. Ergo: drei Direktabsteiger weniger. „Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu diskutieren gibt“, sagt etwa Fußball-Abteilungsleiter Sven Kittler von den Sportfreunden Seligenstadt. Dominik Weber, Trainer des Hünfelder SV, betont: „Es gibt nur eine saubere Lösung – und das ist die, dass man die Vereine, die zurückziehen, nach dem letzten Spieltag ans Ende der Tabelle setzt und so weniger Vereine absteigen.“ Weber moniert den extremen Bedeutungsverlust der Hessenliga im Vergleich zu früher: „Da war die Oberliga die Dritte Liga: Wenn es heute wenigstens wieder die Vierte als Unterbau unter dem Profibereich wäre, dann würde die Hessenliga auch wieder interessant. Eine dreigleisige Liga zu schaffen wäre aus meiner Sicht der Anfang vom Ende. Dadurch würde die Spielklasse noch unattraktiver. Die Hessenliga muss aufgewertet werden und eingleisig bleiben.“


Einen vermehrten Aufstieg aus den Verbandsligen lehnen alle kategorisch ab. „Die Liga würde weiteren Schaden nehmen, wenn der aktuelle Bestand an Teams weiter ausgedünnt würde und über Gebühr neue Teams hinzukämen“, betont der Fliedener Trainer Martin Hohmann. Schon jetzt mangele es erheblich an Traditionsmannschaften, da dürfe das Teilnehmerfeld nicht weiter verwässert werden.
Um wenigstens den Bestand zu wahren, müsse man den Vereinen zum Beispiel in der Spielplangestaltung entgegenkommen, gegebenenfalls auch ligaübergreifend. Hohmann: „Es ist doch nun wirklich nicht zu fassen, dass alle drei osthessischen Clubs parallel auswärts oder zuhause spielen. Außerdem müssen für die wenigen echten Derbys attraktive Termine gefunden werden: nicht im Dezember oder Februar, aber auch dann nicht, wenn es um nichts mehr geht. Hier ist von den Klassenleitungen mehr Flexibilität gefordert. Von den Darmstädter Clubs höre ich ähnliche Klagen, da kollidieren die Termine der Hessenligisten und von Drittligist Darmstadt 98.“


Auch Henry Lesser, Trainer des TSV Lehnerz haut in diese Kerbe und moniert ebenfalls Details der Spielplangestaltung. Mittwochsspieltage gerieten gerade für die Auswärtsteams zur hohen Belastung – ­ und: „Wir müssen aufpassen, dass das Niveau nicht zu sehr verwischt wird. Das würde passieren, wenn der Vorschlag, die Hessenliga dreigleisig zu machen, eine Mehrheit bekommt.“ Ganz anders sieht das Ronnie Borchers: „Vielleicht wäre eine dreigleisige Hessenliga gar nicht die schlechteste Lösung, denn wir leben von Derbys und dann gäbe es wieder genügend davon.“


„Welchen sportlichen Wert hat denn diese Saison überhaupt noch?“, fragt Alfred Kaminski. Der Sportliche Leiter des Hessenliga-Schlusslichtes Kickers Offenbach U23, dessen erste Mannschaft im Insolvenzverfahren in der Regionalliga spielt, schlägt vor, dass „außer den Mannschaften, die zurückgezogen haben, keiner die Liga verlassen muss“. Kaminskis Begründung: „Nehmen wir Fernwald: Die holen in der Winterpause Hübner, der schießt gegen uns zwei Tore, und jetzt zieht Fernwald aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Unter solchen Umständen kann man nicht davon reden, dass die Ergebnisse unter rein sportlichen Gesichtspunkten zustande kommen.“ Und daher gebricht es der Hessenliga in Kaminskis Augen auch weniger an Attraktivität als vielmehr an vernünftig wirtschaftenden Vereinen. „Ich weiß: Wer im Glashaus sitzt, sollte besser nicht mit Steinen werfen. Trotzdem: Da werden in der Winterpause Transfers getätigt, die nicht immer sinnvoll sind und offenbar negative Konsequenzen zur Folge haben.“ Für den OFC, sagt Kaminski, sei die Hessenliga in ihrer aktuellen Form „auf jeden Fall okay. Wir verstehen uns als Ausbildungsverein und sind froh, jungen Spielern auf diesem Niveau eine Plattform bieten zu können. Und auch wenn sich diese Frage im Moment nicht stellt: Für uns käme eine Abmeldung der zweiten Mannschaft nicht infrage.“


Regionalliga


Änderungsbedarf sieht Kaminski vielmehr für den Regionalligabereich: „Ich war nie ein Befürworter einer derart mehrgleisigen Regionalliga und sehe mich bestätigt.“ Kaminski schlägt vor: „Wenn Vereine wie etwa Pfullendorf nach Kassel ohnehin schon die halbe Republik durchqueren müssen, um ein Spiel auszutragen, das, bei allem Respekt, von womöglich geringem Interesse ist, dann kann man auch gleich auf zwei Staffeln reduzieren, um die Attraktivität zu steigern. So wäre zumindest gewährleistet, dass der Meister aufsteigt. Und in meinen Augen wäre es auch erforderlich, dass der DFB die vierten Ligen finanziell besser unterstützt.“
Für Henry Lesser ist die Regionalliga auch eine Frage der Zusammensetzung: „Manche Staffeln laufen gut, manche nicht“. Ein Umstand, den Lesser auch am Vorhandensein von Traditionsmannschaften festmacht.


Ein ganz klares Kontra kommt aus Flieden: „Die Regionalligen sind ein totaler Flop“, stellt Trainer Martin Hohmann fest. Er hätte nichts dagegen, würde man sie ganz abschaffen, da dies automatisch die Landesklassen aufwerte. „Und wenn man schon an den Regionalligen festhält, dann gibt es zwei Alternativen“, sagt Hohmann: „Wenn man es bei vieren belässt, müssen die Hürden bei der Zulassung abgebaut werden. Oder man macht nur noch zwei, Südwest und Nordost, als quasi vierte Profiligen.“ In Bayern, sagt Hohmann, ginge es doch auch. „Die haben, mal vereinfacht ausgedrückt, kein Problem damit, auf einer Kuhwiese zu spielen. Die haben das toll gelöst, dort spielt man gerne in der Regionalliga, auch ohne Zäune für Gästefans oder ausgewiesenen VIP-Bereich.“


Die Sinnfrage stellt Seligenstadts Abteilungsleiter Sven Kittler. „Wir fragen uns schon, was der ganze Aufwand, den wir hier in der Hessenliga betreiben, eigentlich soll. Wir würden sehr gerne einen Aufstieg in die Regionalliga in Angriff nehmen, aber es ist uns unmöglich, die Zulassungsbestimmungen zu erfüllen. Also können wir doch auch gleich in die Gruppenliga zurückziehen, da haben wir mehr Derbys, steigen wahrscheinlich bald wieder in die Verbandsliga auf und starten das Prozedere bis zum nächsten Rückzug dann eben immer wieder von vorne. Aber in eine immer unattraktiver werdende Hessenliga dermaßen viel Zeit und Mühe zu investieren, wird zunehmend sinnlos.“


Einen ganz anderen Lösungsansatz verfolgt Winfried Happ, der Vorsitzende des SV Flieden. „Ich würde noch sehr viel mehr Regionalligen installieren und dafür die Hessenliga abschaffen.“ Nachdem sein Verein vor einigen Jahren das Zulassungsprozedere zur Regionalliga selbst durchlitt, möchte Happ von den Funktionären außerdem Folgendes wissen: „Ich war unlängst beruflich in Neckarelz und konnte mir vor Ort ein Bild davon machen, dass von all dem, was man von uns an Rahmenbedingungen für Regionalligafußball verlangt hat, dort kaum etwas umgesetzt werden musste. Warum ist das in Baden-Württemberg möglich, nicht aber in Hessen?“
Grundsätzlich mehr Gerechtigkeit fordert Seligenstadts Trainer Klaus Reusing ein, der mit dem FC Bayern Alzenau die Regionalliga bereits hautnah erlebte. „Man wird das Rad nicht mehr zurückdrehen. Die Zeiten sind, wie sie sind, das Zuschauerverhalten hat sich massiv geändert, die Leute gucken lieber Fußball im Pay-TV als auf dem Sportplatz. Davon profitieren alleine die Proficlubs. Deshalb muss Geld von oben nach unten verteilt werden, sonst hat der anspruchsvolle Amateurfußball keine Zukunft mehr.“

 

Wie geht es weiter mit der Fußball-Hessenliga? Hat die Regionalliga noch eine Chance? Und wie sehen die Betroffenen ihre Zukunft in der Viert- und Fünftklassigkeit? Im Vorfeld des als Meinungsaustausch deklarierten Treffens, zu dem der Hessische Fußball-Verband die Vereine der nach einigen Rückzügen in Schieflage geratenen Hessenliga am Montag eingeladen hat, haben wir uns umgehört.

Nach derzeitigem Stand würden 2014/15 nach dem Aus von TGM SV Jügesheim, dem FSV Fernwald und der U23 des FSV Frankfurt bei fünf Absteigern und eventuell einem Aufsteiger in die Regionalliga nur 13 Mannschaften in der Hessenliga spielen. Das ist natürlich inakzeptabel, bildet aber einen Trend ab: Die höchste Klasse des Landes ist nicht mehr attraktiv.

Hessenliga


Ronnie Borchers ist als Spieler und Trainer viel herumgekommen; die Tristesse, die er jetzt erleben muss, macht den Coach des FSVFernwald nachdenklich: „Man muss sich wirklich Gedanken machen – nicht nur um die Hessenliga, sondern um den gesamten Amateurfußball. Ich erlebe es immer wieder, dass vielleicht 100 Leute am Sportplatz sind, aber die Hälfte davon sitzt drinnen im Sportlerheim und schaut Sky. Alle Vereine haben damit zu kämpfen“, weiß Borchers und schildert seine Erlebnisse vom Spiel in Griesheim: „Da hat man nicht einmal mehr die Pommesbude aufgeschlossen, weil es sich ob der wenigen Zuschauer anscheinend nicht mehr lohnt.“


Warum es sich nicht mehr lohnt, verdeutlicht Holger Kurth, der Coach von Viktoria Griesheim: „Du hast kaum noch eine Chance, die nötigen Mittel zu erwirtschaften. Für den Bus zur Auswärtsfahrt zahlen wir 600 Euro. Schon das tut uns weh.“ Für den Verein sei in naher Zukunft existenziell, aus einer guten Jugendarbeit zu schöpfen. Kurth: „Wir verlieren Spieler, die lieber in untere Klassen gehen, weil das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag in der Hessenliga für sie nicht mehr passt.“


Keine zwei Meinungen gibt es unter den Befragten darüber, wie mit der Abstiegsfrage zu verfahren sei. Unisono betonen ausnahmslos alle, die einzig nachvollziehbare Lösung müsse vorsehen, die Anzahl der sportlichen Absteiger um die Anzahl der zurückgezogenen Teams zu verringern. Ergo: drei Direktabsteiger weniger. „Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu diskutieren gibt“, sagt etwa Fußball-Abteilungsleiter Sven Kittler von den Sportfreunden Seligenstadt. Dominik Weber, Trainer des Hünfelder SV, betont: „Es gibt nur eine saubere Lösung – und das ist die, dass man die Vereine, die zurückziehen, nach dem letzten Spieltag ans Ende der Tabelle setzt und so weniger Vereine absteigen.“ Weber moniert den extremen Bedeutungsverlust der Hessenliga im Vergleich zu früher: „Da war die Oberliga die Dritte Liga: Wenn es heute wenigstens wieder die Vierte als Unterbau unter dem Profibereich wäre, dann würde die Hessenliga auch wieder interessant. Eine dreigleisige Liga zu schaffen wäre aus meiner Sicht der Anfang vom Ende. Dadurch würde die Spielklasse noch unattraktiver. Die Hessenliga muss aufgewertet werden und eingleisig bleiben.“


Einen vermehrten Aufstieg aus den Verbandsligen lehnen alle kategorisch ab. „Die Liga würde weiteren Schaden nehmen, wenn der aktuelle Bestand an Teams weiter ausgedünnt würde und über Gebühr neue Teams hinzukämen“, betont der Fliedener Trainer Martin Hohmann. Schon jetzt mangele es erheblich an Traditionsmannschaften, da dürfe das Teilnehmerfeld nicht weiter verwässert werden.
Um wenigstens den Bestand zu wahren, müsse man den Vereinen zum Beispiel in der Spielplangestaltung entgegenkommen, gegebenenfalls auch ligaübergreifend. Hohmann: „Es ist doch nun wirklich nicht zu fassen, dass alle drei osthessischen Clubs parallel auswärts oder zuhause spielen. Außerdem müssen für die wenigen echten Derbys attraktive Termine gefunden werden: nicht im Dezember oder Februar, aber auch dann nicht, wenn es um nichts mehr geht. Hier ist von den Klassenleitungen mehr Flexibilität gefordert. Von den Darmstädter Clubs höre ich ähnliche Klagen, da kollidieren die Termine der Hessenligisten und von Drittligist Darmstadt 98.“


Auch Henry Lesser, Trainer des TSV Lehnerz haut in diese Kerbe und moniert ebenfalls Details der Spielplangestaltung. Mittwochsspieltage gerieten gerade für die Auswärtsteams zur hohen Belastung – ­ und: „Wir müssen aufpassen, dass das Niveau nicht zu sehr verwischt wird. Das würde passieren, wenn der Vorschlag, die Hessenliga dreigleisig zu machen, eine Mehrheit bekommt.“ Ganz anders sieht das Ronnie Borchers: „Vielleicht wäre eine dreigleisige Hessenliga gar nicht die schlechteste Lösung, denn wir leben von Derbys und dann gäbe es wieder genügend davon.“


„Welchen sportlichen Wert hat denn diese Saison überhaupt noch?“, fragt Alfred Kaminski. Der Sportliche Leiter des Hessenliga-Schlusslichtes Kickers Offenbach U23, dessen erste Mannschaft im Insolvenzverfahren in der Regionalliga spielt, schlägt vor, dass „außer den Mannschaften, die zurückgezogen haben, keiner die Liga verlassen muss“. Kaminskis Begründung: „Nehmen wir Fernwald: Die holen in der Winterpause Hübner, der schießt gegen uns zwei Tore, und jetzt zieht Fernwald aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Unter solchen Umständen kann man nicht davon reden, dass die Ergebnisse unter rein sportlichen Gesichtspunkten zustande kommen.“ Und daher gebricht es der Hessenliga in Kaminskis Augen auch weniger an Attraktivität als vielmehr an vernünftig wirtschaftenden Vereinen. „Ich weiß: Wer im Glashaus sitzt, sollte besser nicht mit Steinen werfen. Trotzdem: Da werden in der Winterpause Transfers getätigt, die nicht immer sinnvoll sind und offenbar negative Konsequenzen zur Folge haben.“ Für den OFC, sagt Kaminski, sei die Hessenliga in ihrer aktuellen Form „auf jeden Fall okay. Wir verstehen uns als Ausbildungsverein und sind froh, jungen Spielern auf diesem Niveau eine Plattform bieten zu können. Und auch wenn sich diese Frage im Moment nicht stellt: Für uns käme eine Abmeldung der zweiten Mannschaft nicht infrage.“


Regionalliga


Änderungsbedarf sieht Kaminski vielmehr für den Regionalligabereich: „Ich war nie ein Befürworter einer derart mehrgleisigen Regionalliga und sehe mich bestätigt.“ Kaminski schlägt vor: „Wenn Vereine wie etwa Pfullendorf nach Kassel ohnehin schon die halbe Republik durchqueren müssen, um ein Spiel auszutragen, das, bei allem Respekt, von womöglich geringem Interesse ist, dann kann man auch gleich auf zwei Staffeln reduzieren, um die Attraktivität zu steigern. So wäre zumindest gewährleistet, dass der Meister aufsteigt. Und in meinen Augen wäre es auch erforderlich, dass der DFB die vierten Ligen finanziell besser unterstützt.“
Für Henry Lesser ist die Regionalliga auch eine Frage der Zusammensetzung: „Manche Staffeln laufen gut, manche nicht“. Ein Umstand, den Lesser auch am Vorhandensein von Traditionsmannschaften festmacht.


Ein ganz klares Kontra kommt aus Flieden: „Die Regionalligen sind ein totaler Flop“, stellt Trainer Martin Hohmann fest. Er hätte nichts dagegen, würde man sie ganz abschaffen, da dies automatisch die Landesklassen aufwerte. „Und wenn man schon an den Regionalligen festhält, dann gibt es zwei Alternativen“, sagt Hohmann: „Wenn man es bei vieren belässt, müssen die Hürden bei der Zulassung abgebaut werden. Oder man macht nur noch zwei, Südwest und Nordost, als quasi vierte Profiligen.“ In Bayern, sagt Hohmann, ginge es doch auch. „Die haben, mal vereinfacht ausgedrückt, kein Problem damit, auf einer Kuhwiese zu spielen. Die haben das toll gelöst, dort spielt man gerne in der Regionalliga, auch ohne Zäune für Gästefans oder ausgewiesenen VIP-Bereich.“


Die Sinnfrage stellt Seligenstadts Abteilungsleiter Sven Kittler. „Wir fragen uns schon, was der ganze Aufwand, den wir hier in der Hessenliga betreiben, eigentlich soll. Wir würden sehr gerne einen Aufstieg in die Regionalliga in Angriff nehmen, aber es ist uns unmöglich, die Zulassungsbestimmungen zu erfüllen. Also können wir doch auch gleich in die Gruppenliga zurückziehen, da haben wir mehr Derbys, steigen wahrscheinlich bald wieder in die Verbandsliga auf und starten das Prozedere bis zum nächsten Rückzug dann eben immer wieder von vorne. Aber in eine immer unattraktiver werdende Hessenliga dermaßen viel Zeit und Mühe zu investieren, wird zunehmend sinnlos.“


Einen ganz anderen Lösungsansatz verfolgt Winfried Happ, der Vorsitzende des SV Flieden. „Ich würde noch sehr viel mehr Regionalligen installieren und dafür die Hessenliga abschaffen.“ Nachdem sein Verein vor einigen Jahren das Zulassungsprozedere zur Regionalliga selbst durchlitt, möchte Happ von den Funktionären außerdem Folgendes wissen: „Ich war unlängst beruflich in Neckarelz und konnte mir vor Ort ein Bild davon machen, dass von all dem, was man von uns an Rahmenbedingungen für Regionalligafußball verlangt hat, dort kaum etwas umgesetzt werden musste. Warum ist das in Baden-Württemberg möglich, nicht aber in Hessen?“
Grundsätzlich mehr Gerechtigkeit fordert Seligenstadts Trainer Klaus Reusing ein, der mit dem FC Bayern Alzenau die Regionalliga bereits hautnah erlebte. „Man wird das Rad nicht mehr zurückdrehen. Die Zeiten sind, wie sie sind, das Zuschauerverhalten hat sich massiv geändert, die Leute gucken lieber Fußball im Pay-TV als auf dem Sportplatz. Davon profitieren alleine die Proficlubs. Deshalb muss Geld von oben nach unten verteilt werden, sonst hat der anspruchsvolle Amateurfußball keine Zukunft mehr.“

von Torgranate Redaktion,

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