Hünfeld – Von Johannes Götze – www.osthessen-sport.de
Wer auf Dramatik steht, der war am Samstag bestens in der Hünfelder Rhönkampfbahn aufgehoben: Der heimische HSV feierte nach einem Herzschlagfinale einen eminent wichtigen 2:1 (0:0)-Sieg im Abstiegskampf der Fußball-Hessenliga gegen Griesheim.
Es lief die 93. Minute als der gerade zum Zeitschinden eingewechselte Patrick Faust beim Ballrausschlagen viel Ball und ein bisschen Gegner erwischte. Der unsichere Schiedsrichter Jan Lübberstedt (Neuhof) entschied zum Entsetzen der Hünfelder auf Elfmeter: Griesheims Kapitän Fabian Windeck übernahm Verantwortung und knallte das Leder an den Außenpfosten. Danach war direkt Schluss, der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Sechs Minuten vorher hatte Kevin Krieger das letztlich entscheidende Tor erzielt: Christoph Neidhardt wurde im Strafraum klar gefoult, der Linienrichter zeigte sofort Foul an, Lübberstedt überstimmte diesen allerdings. Julian Rohde erkannte dies, während die Griesheimer sich scheinbar schon mit dem Elfmeter abgefunden hatten, flankte auf Krieger, der keine Mühe mehr hatte.
Der HSV ging nach einer schwachen ersten Halbzeit von beiden Seiten mit der ersten eigenen Torchance in der 49. Minute in Führung: Lukas Budenz hatte in der Zentrale den Ball fast schon verloren, spitzelte ihn dann noch in den Sechzehner zum ganz starken Neidhardt, der den Ball Vollspann ins Eck nagelte. Den Ausgleich besorgte der Gast nach einem Standard, als Martin Schwarz den Ball über den Scheitel rutschen ließ. Zwischendurch hätte Krieger auf 2:0 stellen können, scheiterte aber knapp. Griesheim hatte in der zweiten Halbzeit außer dem Tor noch zwei gute Chancen, bei denen der ansonsten unsichere HSV-Keeper Tim Gutberlet klasse hielt.
Neidhardt, mit Toto Trabert bester Mann auf dem Platz, fasste die Leistung des eigenen Teams knackig und äußerst treffend zusammen: „Wir haben Eier gezeigt. Wir hatten nach dem 0:5 einiges gutzumachen, das haben wir geschafft. Wir haben 90 Minuten gekämpft, am Ende war es zwar glücklich, aber auch verdient.“ Die Begleitumstände waren extrem: Zu den Ausfällen Johnny Helmke, Niclas Rehm, Steffen Witzel, Dennis Müller und Sebastian Gensler gesellte sich auch noch Simon Grosch mit Kniebeschwerden kurzfristig hinzu.
Felix Beck, 21 Jahre jung, führte die Rasselbande, die im Schnitt so alt wie er selbst war, als Kapitän auf den Platz. Weber musste ob der Personalnot gar auf Dreierkette umstellen – umso bemerkenswerter kann die vor allem kämpferisch erstklassige Leistung eingeschätzt werden: „Ich habe in die Kabine geschrieben, dass wir Dreck fressen müssen. Das haben die Jungs gemacht, sich den Sieg verdient“, meinte der nach dem Spiel vollkommen aufgewühlte Weber, der erstmal tief durchschnaufen musste, bevor er Rede und Antwort stand. Und dabei konnte er kein gutes Haar an Lübberstedt lassen: „Schade, dass es der Schiedsrichter noch so dramatisch gemacht hat.“ Er spielte auf die zwei Elfmetersituationen und eine vermeintliche Notbremse an Maurus Klüber an. Jetzt heißt es für Hünfeld den dreckigen Sieg als Initialzündung mit in die kommenden Wochen zu nehmen.
Hünfeld: Gutberlet; Krenzer, Belaarbi, Beck – Budenz, Trabert – Krieger, Alles – Rohde (88. van Leeuwen), Neidhardt – Klüber (90. Faust).
Griesheim: Blessing; Windeck, Finger, Walter, Brehm (14. Jung), Görlich, Starck, Jourdan (65. Lewis), Schwarz, Dillmann (80. Erdem), Hinterschied.
Schiedsrichter: Jan Lübberstedt (Neuhof)
Tore: 1:0 Christoph Neidhardt (49.), 1:1 Martin Schwarz (77.), 2:1 Kevin Krieger (87.)
Zuschauer: 250.