Beim Blick auf die Aufstellung der Partie SVA Bad Hersfeld gegen den Hünfelder SV überraschte es schon, dass HSV-Trainer Dominik Weber Sebastian Ernst vertraute und die eigentliche Nummer eins, Tim Gutberlet, auf die Bank setzte. Weber sollte diese Entscheidung keine Sekunde lang bereuen. Den 1:0-Erfolg sicherte der Keeper mit starken Paraden. „Sebastian Ernst war heute der Garant dafür, dass wir zu Null gespielt haben“, wusste auch Trainer Weber.
„Zu einem Zu-Null-Spiel und einem Sieg gehört aber mehr als nur ein guter Tag des Keepers“, bleibt Ernst bescheiden. Für den 24-Jährigen war es das erste Spiel in der Verbandsliga überhaupt. Im Sommer kam Ernst von Hessen Hersfeld zum HSV, die Rolle als Nummer zwei war ihn klar zugeteilt. „Dass es nicht leicht sein würde, einen Verbandsligastammkeeper mit Hessenligaerfahrung, der insgesamt schon lange in dem Verein aktiv ist, zu verdrängen, war mir klar. So viel Realist bin ich dann doch. Aber klar, ich bin Sportler und will spielen.“
Nachdem der Schlussmann schon zweimal im Hessenpokal seine Leistung unter Beweis stellen durfte, war es dann am Sonntag auch in der Liga soweit. Überraschend kam das für Ernst nicht – vielmehr wusste der 24-Jährige schon vor einiger Zeit von seinem Glück: „Dome steht in engem Austausch mit Torwarttrainer Christian Ruck und die zwei wollten mir vor der Winterpause noch ein paar Spiele geben. Der Trainer kam dann auf mich zu und meinte: „Du kriegst das Spiel gegen Asbach, hast du dir verdient!“ Das ist auch schon ein paar Wochen her, ich wusste also schon länger, dass ich spielen würde.“
Mit dem 1:0-Sieg hat sich Hünfeld nach schwacher Hinserie jedenfalls ordentlich in die Winterpause verabschiedet. „Ich denke, es ist schon wichtig, zum Abschluss noch mal ein positives Ergebnis erzielt zu haben. Im Training oder der Spielvorbereitung ist es ja genau so. Da hörst du auch nicht mit einer schlechten Aktion auf, sondern lässt dir zum Beispiel als Keeper noch einen Ball spielen.“
Bereits einen Tag nach dem Spiel gegen den SVA ging es für Ernst in den Flieger Richtung USA. Mit einem Kumpel wird er in den kommenden Tagen einen Roadtrip an der Westküste machen. Die schwache Hinrunde mit dem HSV, Hünfeld überwintert als Top-Favorit auf den Aufstieg nur auf Platz neun, hat Ernst schon abgehakt. „Warum es bisher nicht so besonders lief hat sicherlich vielerlei Gründe. Das ist aber jetzt egal. Wichtig ist, dass es nach der Winterpause besser läuft.“
In dieser Saison hat Ernst nicht nur für die erste Mannschaft die Schuhe geschnürt, sondern auch für die Zweite – soweit nicht ungewöhnlich. Dass der Ersatzkeeper der Ersten bei der Reserve aber fünfmal als Feldspieler auflief, ist doch eher selten – und das, obwohl es schon einige Zeit her ist, dass der Schlussmann im Feld spielte. „In der Jugend hab ich mal eine Serie als Linksverteidiger gespielt. Da kam ich nämlich nicht mal annähernd an die Latte der großen Tore“, schmunzelt Ernst.
Wieso also plötzlich die Idee, in der Kreisoberliga wieder damit anzufangen? „Aufgrund der Tatsache, dass ich einfach auch gern im Feld spiele, hab ich Mario (Rohde, Trainer der Reserve, Anm. d. Red.) einfach gefragt, was er davon hält. Er war sofort einverstanden. Und wenn ich der zweiten Mannschaft damit helfen kann, umso besser“, so Ernst. Dem ehemaligen Elfmeter-Schützen der Hessen gelangen in diesen fünf Spielen sogar zwei Treffer. „Tore schießen ist einfach ein super Gefühl!“ Weiß der Mann, der sonst fürs Verhindern der Tore zuständig ist.
Autor: Steffen Kollmann