HSV macht in Überzahl zu wenig

HSV macht in Überzahl zu wenig

Hessenliga-Aufstiegsrunde: Alles wird Führungstreffer aberkannt
So oft gewinnt in einem „Spitz-auf-Kopf-Spiel“ nicht die bessere, sondern die cleverere Mannschaft. Sehr zum Leidwesen des Hünfelder SV war dies auch im ersten Aufstiegsspiel zur Hessenliga bei Viktoria Kelsterbach der Fall. Mit 2:1 (1:1) setzte sich der Mitte-Vize durch und hat damit die besten Karten, Hünfeld benötigt hingegen einen klaren Sieg am Sonntag (15 Uhr) zuhause gegen Rot-Weiß Frankfurt.
„Was die zweite Halbzeit in so einem Spiel auf den Platz gebracht wurde, das kann ich einfach nicht verstehen“, war HSV-Trainer Dominik Weber der Frust sichtlich anzumerken. Verständlich, schließlich dominierte der HSV Halbzeit eins fast nach Belieben, und war ab der 43 Minute, als Timo Gürtler sein zweites gelbwürdiges Foul begang, auch noch in Überzahl. „Da kann man in der Halbzeit aber sagen was man will. Die vorne rennen sich die Lunge aus dem Hals und hinten wird mit sechs Mann gegen einen Stürmer verteidigt. Das verstehe ich nicht“, kritisierte er die zu statische eigene Abwehrreihe, die sich Webers Meinung nach zu selten in den Spielaufbau einschaltete, um Überzahlsituationen zu entwickeln. Plötzlich hatte Kelsterbach sogar fast mehr den Ball und ließ kaum noch was zu. Nur Niclas Rehm hatte eine hundertprozentige Chance am Fuß, behielt im Eins-gegen-Eins aber nicht die Nerven (52.). Und dann war natürlich noch die Szene des Spiels: Der gerade eingewechselte Christoph Neidhardt bekam rechts den Ball, Assistent Simon Kowalski (Darmstadt 98) hob die Fahne wegen einer angeblichen Abseitsposition, Chef Boris Reisert (TG Ober-Roden) überstimmte ihn, Neidhardt legte quer und Alles veredelte (64.).

Dann besprachen sich Reisert und Kowalski. Der Treffer wurde nicht gegeben. Neidhardt schwörte anschließend Stein und Bein, dass der Ball vom Gegner kam und somit keinesfalls eine Abseitsposition vorliegen konnte. Doppelt bitter: Nur fünf Minuten später schlug Kelsterbach zu: Marc Eichfelder wurde freigespielt, weil sich drei Hünfelder an der Auslinie von einem Kelsterbacher überrumpeln ließen und dann auch noch die Zentrale nicht dicht bekamen. „Das war zu billig“, musste sich auch Innenverteidiger Johannes Helmke eingestehen. Was folgte, waren bestimmt zehn Unterbrechungen wegen angeblichen Krämpfen der Kelsterbacher. So ging der ohnehin schon eingerissene Spielfluss völlig vor die Hunde. Kelsterbach durfte ausgiebig feiern, Hünfeld muss in drei Tagen schon wieder ran: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, haben nichts zu verlieren, sind heimstark und wollen am Sonntag Rot-Weiß schlagen, dann müsste Kelsterbach erst einmal in Frankfurt gewinnen“, blickte Weber voraus.
Kelsterbachs Sportanlage hat Hessenliga-Format
Der Coach konnte zumindest mit der ersten Halbzeit zufrieden sein: Der Gast war das klar bessere Team, presste unglaublich früh, hatte gefühlte 65, 70 Prozent Ballbesitz, musste aber einen ganz frühen Schock verdauen: Mittelfeldchef Manuel May fand Dominic Machado mit einem präzisen Pass über die Viererkette hinweg, der aus der Drehung direkt traf (8.). Es sahen weder die Innenverteidiger noch Torwart Tim Gutberlet gut aus. Im Anschluss drängte Hünfeld vehement auf den Ausgleich, allerdings wuchs Viktoria-Keeper Dominique Groß mehrfach über sich hinaus: Erst bei einem Alles-Hammer (23.), dann gleich zweimal in einer Situation gegen Robert Simon (29.). Beim Ausgleich war er allerdings machtlos: Kriegers präzise Flanke wurchtete Simon knapp über der Grasnarbe per Flugkopfball ins Netz (38.). Das war Wille pur. Und dann folgte ja auch noch der Platzverweis gegen Gürtler (43.). Echtes Hessenliga-Format besitzt indes der Kelsterbacher Sportpark: Angefangen beim Rasen, der besser nicht sein könnte. Gleiches gilt für den Kunstrasen, die große Sitzplatztribüne, die zahlreichen Verpflegungsstände und die ganze Organisation rundherum.
Die Statistik:
Kelsterbach: Groß – Gürtler, Fischer, Brück, Muehl – Koustar, May – Eichfelder, Krause (66. Menzini) – Machado (46. Antinac), Scheitza (84. Isameh).
Hünfeld: Gutberlet – Krenzer (73. Klüber), Gensler, Helmke, Witzel (62. Neidhardt) – Link (84. Wahl), Budenz – Alles, Krieger, Rehm – Simon.
Schiedsrichter: Boris Reisert (TG Ober-Roden).
Zuschauer: 1000.
Tore: 1:0 Dominic Machado (8.), 1:1 Robert Simon (38.), 2:1 Marc Eichfelder (69.).
Gelb-Rote Karten: Timo Gürtler (43., Kelsterbach), Niclas Rehm (83., Hünfeld).
Autor: Johannes Götze

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