HSV-Abteilungsleiter Mario Rohde analysiert Abstieg
Vermeidbar war die direkte Rückkehr des Hünfelder SV in die Verbandsliga sicherlich. Woran es gelegen hat, versucht Fußballchef Mario Rohde herauszustellen, auch wenn die Detailanalyse in der Haunestadt noch nicht begonnen hat.
„An einem Abstieg sind alle beteiligt: Sportlicher Leiter, Trainer, Mannschaft, Vereinsumfeld – ausnehmen sollte sich da niemand“, sagt Rohde und stellt heraus, „dass sportlich einiges zusammengekommen ist. Die nackten Zahlen lügen eben nicht.“ Hünfeld erzielte die mit Abstand wenigsten Tore in der Liga, im Schnitt nicht mal eines pro Spiel. An einer Sturmproblematik möchte Rohde dies nicht festmachen. „Niemandem ist es verboten, Tore zu erzielen. Sicherlich war unser Team, aus der viele Spieler das erste Hessenliga-Jahr bestritten haben, manchmal zu unerfahren, um die dargebotenen Geschenke der Gegner einfach anzunehmen“. In Sachen Cleverness und Routine seien die meisten Hessenligisten seinem Team überlegen.
Doch Rohde legt auch den Finger in die Wunde, er weiß, „dass wir manchmal nicht den Fokus mitgebracht haben, den es gebraucht hätte. Für Hünfeld ist die Hessenliga Bundesliga, da bringt uns eine Drittligavorbereitung nicht weiter.“ Gegen die Topteams stimmte die Leistung immer, gegen vermeintlich Schwächere fiel sie manches Mal ab. Und so wurden viele direkte Duelle vergeigt. Dass auch im Trainingsbetrieb nicht alles nach Wunsch verlief, war hausgemacht. Auf Hessenliga-Niveau ist ein Co-Trainer obligatorisch, um tiefgehend arbeiten zu können. „Die Position war, nachdem Niclas Rehm zurück ins Spielerglied kehrte, vakant und wir haben vor einem Jahr leider keinen adäquaten Ersatz gefunden. Es ist eine Quintessenz, dass das so nicht mehr funktioniert, sagt Rohde, der froh ist, dass diese Baustelle mit Simon Grosch (derzeit Schlitzerland) geschlossen wurde. Kurzum: Dass manches schief lief, sei bei einem Abstieg klar, aber man müsse nicht jeden Stein umdrehen.
„Kein Tabula rasa“ bei der Kaderausrichtung
Was am Kader deutlich wird. „Tabula rasa wird es nicht geben“, sagt Rohde, der anfügt, „dass wir ins Team vollstes Vertrauen hatten und haben“. Neben Sven Bambey (Ehrenberg) und Stand-by-Torhüter Dennis Theisenroth (Mackenzell) stehen bislang keine weiteren Abgänge fest. Viele würden auch nicht hinzukommen: „90 Prozent haben ihre Zusage gegeben. Zwei, drei Fragezeichen sind noch offen, die allerdings in den kommenden Tagen beantwortet werden“, sagt Rohde. Nachdem bereits Alexander Reith (Barockstadt) und Levin Baumgart (Dittlofrod/Körnbach) als Neuzugänge festgestanden hatten, gab Hünfeld gestern per Pressenotiz zwei weitere „Neue“ bekannt. Aaron Gadermann (22, Spielmacher) rückt aus der Reserve auf, dazu wird Jonas Budenz (19, Innenverteidiger) von A-Junioren-Verbandsligist Nüsttal/Hofbieber/Dammersbach auf die Rhönkampfbahn wechseln.
Budenz könnte ein Kandidat sein, der Franz Faulstich im kommenden halben Jahr vertritt. Faulstich wird aufgrund eines Auslandssemesters die erste Halbserie in der Verbandsliga verpassen. „Aaron ist den Weg mit dem HSV konsequent gegangen und nun bereit für den nächsten Schritt, während Jonas genau der Typ Abwehrspieler ist, nachdem wir gesucht hatten“. Weitere Neuzugänge seien nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich.
Dass Hünfeld automatisch ein Titelaspriant sein wird, weiß Rohde, der jedoch zu Bedenken gibt, „dass der Abstieg erst einmal aus den Köpfen muss und das Favoritenfeld in der Verbandsliga sehr breit sein wird“. Die Brötchen, so viel steht für ihn fest, sollten zunächst etwas kleiner gebacken werden: „Denn die Klasse zu halten, ist immer einfach als aufzusteigen“. Variante eins hat der HSV vertan.
Autor: Johannes Götze