Hessenpokal: HSV verkauft sich super
Beim letztlich entscheidenden 0:1 konnte Sylvano Comvalius den Ball mit dem Rücken in Hünfelds Strafraum unbedrängt annehmen, bis zur Grundlinie gehen und in die Mitte spielen, HSV-Keeper Sebastian Ernst bekam noch die Hand an den Ball, verlangsamte so die Geschwindigkeit eigentlich entscheidend, allerdings wartete Tarek Belaarbi viel zu lange, um den Ball einfach aus der Gefahrenzone zu schlagen, Sergej Schmik durfte das Leder so unter die Latte jagen (63.). Nur sechs Minuten später war es Belaarbi, der Kevin Krieger im zentralen Mittelfeld anspielte, Krieger verlor gegen zwei den Ball, dann ging es ganz schnell, Sergej Evljuskin hatte rechts viel Platz, seine Hereingabe fälschte Sebastian Alles so unglücklich ab, sodass Ernst das Leder nur noch ins eigene Tor bugsieren konnte.
Das bittere: Ganz genau eine Chance hatte der HSV bis dato zugelassen, diese hatte Schmik freistehend nach genau einer Stunde vergeben. „Letztlich darfst du gegen so einen Gegner kein Tor bekommen“, sagte HSV-Verteidiger Johannes Helmke treffend. Denn nach dem 0:1 wurden die Räume für Kassel automatisch größer – und beim HSV ließ auch die Kraft nach: „Wir sind gefühlt auch das doppelte gelaufen“, erkannte HSV-Defensivorganisator Oliver Krenzer und lobte gleichzeitig die komplette Mannschaft: „Das war eine geschlossene Leistung. Das hat auch super Spaß gemacht.“
Taktisch hervorragend eingestellt
Für den HSV reichte es nicht, weil er sich selbst nicht belohnen konnte. Das hätte bereits in der ersten Halbzeit passieren können, als Kassel überhaupt keine Chance hatte und Belaabi im Verbund mit Helmke die größte auf der anderen Seite liegen ließ. Einen Krieger-Freistoß köpfte Belaarbi gefährlich vor den Kasten, Helmke fehlten Zentimeter, um den Ball ins Tor zu bugsieren (38.). Auch zwei, drei weitere Standards wurden gefährlich, das Glück des Tüchtigen war aber eben nicht auf Seiten des HSV. Auch nicht direkt nach dem 0:2, als nach einer Ecke Christoph Neidhardt im Abseits gestanden haben soll. Sein Tor wurde letztlich aberkannt, es hätte noch einmal einen richtigen Schub geben können. Doppelt bitter: Das Tor hätte zählen müssen, weil der Ball von einem Kassler kam.
Coach Dominik Weber hatte seine Mannschaft vorher perfekt eingestellt, ließ vor einer Fünferkette auch noch eine Viererkette die Räume eng machen, Kassel kam so nicht durch – oder wie es Weber analysierte: „Sie hatten gar keine Ideen, wie sie es spielen sollen.“ Gerade Krenzer und Helmke spielten formidabel, schalteten im Verbund mit Belaarbi den Ex-Dresdener Comvalius fast in Gänze aus. Doch nutzen sollte es nicht, der Titelverteidiger steht in der nächsten Runde und trifft dort auf Kickers Offenbach. Die setzten sich mit 7:0 in Oberliederbach durch. Da verkaufte sich Hünfeld deutlich besser. Und im Gegensatz zum Spiel in Oberliederbach, blieb es in Hünfeld auch weitestgehend ruhig. Die meisten der rund 200 Fans aus Nordhessen, die ordentlich Stimmung machten, verhielten sich ordentlich.
Die Statistik:
Hünfeld: Ernst – Wahl, Helmke, Krenzer, Belaarbi, Yildiz (74. Klüber) – Neidhardt, Alles, Krieger (88. Trabert), Rehm (85. Budenz) – Simon.
Kassel: Hartmann – Schmik, Friedrich, Perry, Schulze (90. Lorenzoni) – Becker – Lemke, Evljuskin – Pepic – Comvalius (86. Feigenspan), Girth (64. Damm).
Schiedsrichter: André Klein (Kickers Obertshausen).
Zuschauer: 650.
Tore: 0:1 Sergej Schmik (63.), 0:2 Sebastian Alles (69., Eigentor), 0:3 Tobias Damm (90.+2).