Doppelschlag in der Dämmerung
FUSSBALL FSV Braunfels – Kick. Offenbach II 2:4
Als sich die Dämmerung so allmählich über den Kunstrasenplatz senkte, nahm das Unheil für den FSV Braunfels seinen Lauf.
Binnen 180 Sekunden war der 2:1-Vorsprung verspielt und am Ende schlichen die Schlossherren in der Heimpartie der Fußball-Hessenliga gegen Kickers Offenbach II sogar mit 2:4 (1:1) geschlagen Richtung Kabine.
Matthias Hagner suchte erst gar nicht nach Ausreden. Weder führte der FSV-Coach das unsägliche Verletzungspech ins Feld, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht – gestern fehlten neben Florian Winch (Muskelfaserriss), erneut Robin Schaffarz und Patrick Jung verletzungsbedingt, während der ebenfalls angeschlagene Emanuel Haas als Auswechselspieler ins Aufgebot rückte. Noch haderte der Ex-Profi mit Schiri Marcus Rollbetzki, der in der 78. Minute einen umstrittenen Foulelfmeter verhängte, als Thorsten Dinkel kurz vor der Strafraumgrenze Sascha Korb festhielt, der Offenbacher aber sich erst im Sechzehner fallen ließ.
Der Braunfelser Trainer stellte stattdessen klipp und klar fest: „Unterm Strich ist der Erfolg des Gäste verdient, keine Frage. Meine Mannschaft hat kämpferisch alles gegeben, was allerdings auffällig ist, dass wir uns gegen technisch so gut ausgebildete und gedanklich viel schneller reagierende zweite Mannschaften wie auch diese Offenbacher so schwer tun.“L
Hingegen stieß dem 38-Jährigen das Benehmen der blutjungen OFC-Truppe auf: „Ein unmögliches Verhalten, dass die Offenbacher vor allem von der Bank aus keine Entscheidung des Schiedsrichters unkommentiert lassen und sich außerdem über den Zustand unsere Kabinen mokieren.“
Das wollte sein Kollege Günter Stiebig bei aller Freude über den ersten Sieg nach acht Partien seiner Schützlinge, die er schon seit der B-Jugend aufwärts bei den Offenbachern betreut, so nicht stehen lassen. „Wir wissen, dass es bei uns den einen oder anderen Übeltäter in dieser Beziehung gibt, aber wir haben 18 Spieler, da darf man nicht alle über einen Kamm scheren“, entgegnete der Gästecoach.
n OFC-Toptalent Sommer schenkt den Platzherren erneut drei Treffer ein
Verlassen durfte sich Stiebig gestern ein weiteres Mal auf sein Toptalent Jannik Sommer. Der Spielmacher und Torjäger in Personalunion, der dem FSV bereits beim 5:1 in der Hinserie am Main drei Treffer eingeschenkt hatte, schaffte gestern einen weiteren Dreierpack. Und holte zudem den von ihm selbst verwandelten – glasklaren – Elfer zum 1:1 heraus, als Thorsten Dinkel ihm die Beine im Strafraum wegzog. (34.).
Dabei hatte der FSV ganz stark begonnen: Dario Schug kam in der fünften Minute nach einer Braunfelser Superkombination und mustergültig bedient von Claudius Weber frei zum Schuss, scheiterte jedoch an Kickers-Keeper Yannic Horn.
Nach „Poldi“ Webers an ihm selbst verschuldeten und sicher verwandelten und Foulelfmeter (21.) häuften sich allerdings die Fehler der Platzherren. Und der OFC baute mit seinem präzisen, schnellen Passspiel enormen Druck auf. FSV-Torhüter Sebastian Vogl, der von Dienstag bis Freitag ein Probetraining bei der „Zweiten“ von Atletico Madrid absolviert hatte, parierte aber gegen Korb, Brunner und Hillmann glänzend.
Beim 2:1 durch einen „Hammer“ von Sebastian Schäfer ins linke untere Eck (60.) führte der Aufsteiger erneut. Als aber die Dämmerung über Braunfels hereinbrach, drehte Offenbach jedoch die Begegnung.
Zu allem Überfluss sah Schug wegen seines überharten Einsteigens an der Mittellinie gegen Daniel Felix Henrich die rote Karte (79.).
Für „Flo“ Winch war der „unberechtigte“ Foulelfmeter der „Knackpunkt“. „Wir dürfen aber nach dem 2:1 auch nicht so offen stehen“, meinte der derzeit außer Gefecht gesetzte Innenverteidiger.
Braunfels: Vogl – Desch (46. Wilk), Schramm, Dinkel, Schmidt – Seip (46. Fürbeth), Kretschmann, Patrick Jung (58. Haas), Schug – Schäfer, Weber.
Kickers Offenbach II: Horn – Söder, Maier, Below (29. Dursun), Alan – Mosch, Henrich, Korb, Hillmann (89. Yilmaz) – Sommer, Brunner (70. Roloff).
Schiedsrichter: Rollbetzki (Marburg) – Zuschauer: 150 – Tore: 1:0 Weber (21., Foulelfmeter), 1:1 Sommer (34., Foulelfmeter), 2:1 Schäfer (60.), 2:2 Sommer (75.), 2:3 Sommer (78., Foulelfmeter), 2:4 Korb (90.) – gelbe Karten: Desch, Dinkel (Braunfels), Below, Korb, Sommer (Offenbach II) – rote Karte: Schug (79., Braunfels) wegen groben Foulspiels.