Tiefschlag kurz vor Schluss

Tiefschlag kurz vor Schluss

(se) »Ich habe keine Lust, eine Analyse zu machen, dafür ist die Enttäuschung, die Traurigkeit und die Wut zu groß«, eröffnete Trainer Dr. Walter Staaden seinem Part der Pressekonferenz nach der Partie der Fußball-Hessenliga, in der sein SC Waldgirmes gegen den Hünfelder SV eine bittere 1:2-Heimniederlage bezog und damit noch tiefer in den Abstiegssumpf gezogen wurde.

Bitter deswegen, weil der SC Waldgirmes gegen die Osthessen über weite Strecken das Spiel bestimmte, vor und nach dem Führungstreffer durch Edvinas Petkus weitere klare Möglichkeiten besaß, diese allerdings vergab und damit die Hünfelder mehr und mehr ins Spiel brachte.

»Wir haben das Spiel gegen Hünfeld zum Endspiel ausgerufen. Doch für ein Endspiel war das heute nichts. Da muss wesentlich mehr kommen an Laufbereitschaft und Behauptungswillen im Zweikampf«, monierte Walter Staaden, stellte aber auch fest, dass bei seiner Mannschaft das Letzte fehle. »Und dafür ist der Trainer verantwortlich.« Bei idealem Fußballwetter lieferten sich beide Mannschaften zunächst ein Duell auf Augenhöhe. Beide hatten in der Anfangsphase Probleme im Spielaufbau. Aber in der siebten Minute machte ein Gästespieler auf sich aufmerksam, der später die entscheidende Mann im Spiel sein sollte: Alexander Reith, der mit einem Direktschuss das SCW-Tor knapp verfehlte.

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Zum ersten Mal regten sich die Zuschauer in der neunten Minute auf, als der Hünfelder Tarek Belaabi den durchgebrochenen SCW-Außen Laurin Vogt im eigenen Strafraum mit einem Bodycheck zu Boden streckte. Schiedsrichter Pascal Loschke aus Kassel ließ allerdings weiterspielen; er hatte wie auch der für den Bereich zuständige Assistent Lucas Mittermüller keine regelwidrige Aktion ausgemacht. Eine Entscheidung, die zu Recht kritisiert wurde. Danach wurde der SCW stärker, bestimmte nun das Spiel, hatte auch Möglichkeiten, doch weder Max Schneider (12.) noch Sascha Kuche, der in der 15. Minute mit einem Freistoß das gegnerische Tor verfehlte, hatten im Abschluss das notwendige Glück. Auf der anderen Seite fand Niclas Rehm mit einem 22-Meter-Schuss in SCW-Keeper Fabian Grutza seinen Meister (24.). Die nächsten Minuten gehörten dem SC Waldgirmes, der in der 27. Minute die bis dahin größte Chance besaß. Rafael Szymanski setzte Vogt ein, der bediente Petkus, und der Litauer setzte den Ball allein vor dem Gästetor neben den Pfosten. Besser machte es Petkus in der 39. Minute, als er ein Zuspiel von Vogt zum überfälligen Führungstreffer verwertete. Doch plötzlich waren die Hünfelder da. In der 43. Minute tauchte Kevin Krieger allein vor dem Tor der Lahnauer auf, traf die Lattenunterkante. Den Abpraller sicherte sich Grutza. In der 44. Minute wurde Alexander Reith freigespielt, hatte mit seinem Schuss den SC-Schlussmann schon überwunden, doch Fabian Pötzl kratzte mit letztem Einsatz den Ball noch von der Linie und verhinderte damit den sicheren Ausgleich.

In den zweiten Durchgang starteten die Lahnauer mit viel Schwung und besaßen auch die ersten hochkarätigen Chancen, so durch Vogt, der nach Zuspiel von Szymanski drei Hünfelder stehenließ, mit seinem Schuss aber das Tor verfehlte. Das zweite Tor lag in der Luft, fiel aber nicht. »Wenn das 2:0 fällt, kommen wir nicht mehr zurück«, räumte hinterher Hünfelds Trainer Oliver Bunzenthal ein. Seine Mannschaft kam aber zurück. Vor allem der lauf- und dribbelstarke Alexander Reith beschäftigte immer wieder die gegnerische Hintermannschaft, war oft nur durch Fouls zu stoppen. Allerdings schien er auch den Körperkontakt mit dem Gegner zu suchen. In der 71. Minute glichen die Hünfelder durch Dennis Müller aus. Hier war Reith der Wegbereiter. Danach versuchten die Hausherren alles, den erneuten Führungstreffer zu erzwingen, doch waren die Angriffe zu wenig durchdacht. Die Hünfelder Abwehr wurde jedenfalls nicht mehr vor unlösbare Probleme gestellt.

Zwei Minuten vor Dienstschluss kamen die Hünfelder zum Siegtreffer. Torschütze war Alexander Reith, der etwas glücklich, d. h. mit unfreiwilliger Unterstützung des Unparteiischen, an den Ball kam und Fabian Grutza mit einem gekonnten Heber überwand. »Unser Kleinster war heute der Größte«, freute sich Oliver Bunzenthal, während Walter Staaden hinterher versprach: »Es sind noch 15 Punkte zu vergeben, und wir werden nicht aufgeben.«

SC Waldgirmes: Grutza – Celiksoy (ab 67. Döring), Lang, Pötzl, Kuche – Schneider, Kaguah – Vogt, Szymanski, Petkus (ab 81. Langholz) – Aydin (74. Saighani).

Hünfelder SV: Ruck – Schwab, Belaabi, Witzel, Beck – Krieger, Trabert (ab 71. Budenz) – Müller, Schirmer (ab 75. Gensler), Rehm – Reith (ab 89. Klüber).

Im Stenogramm: Schiedsrichter: Loschke (Kassel). – Zuschauer: 230. – Torfolge: 1:0 (39.) Petkus, 1:1 (71.) Müller, 1:2 (88.) Reith. – Gelbe Karten: Pötzl (2.), Petkus (70.), Döring (85.) – Krieger (10.), Witzel (60.), Reith (75.), Beck (84.).

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