Wilhelm: Da war mehr drin
Melsungen. Nach 80 Minuten gab der Kapitän vom Melsunger FV das Signal zur Schlussoffensive. „Jungs, lasst uns nochmal eine Schippe drauflegen“, forderte Sascha Beetz seine Vorderleute auf. Die ließen sich nicht lange bitten, mobilisierten die letzten Kräfte und hängten sich voll rein.
Boris Bajic etwa, Antreiber und Abräumer in Personalunion, der Torjäger Kilian bediente, dessen Kopfball knapp am langen Pfosten vorbeistrich (82.). Oder Nick Krug, der keinen Zweikampf scheute und bei einem elfmeterreif von den Beinen geholt wurde, ohne dass der Schiedsrichter die entsprechende Sanktion folgen ließ (86.). Oder Torwart Beetz, der nun jeden Freistoß sogar in des Gegners Hälfte zur Chefsache erklärte, aber keinen Abnehmer fand (88.). So rannte der heimische Fußball-Verbandsligist vergeblich einem 1:2-Rückstand gegen den Hünfelder SV hinterher, dessen große Freude über den dritten Auswärtssieg die Mühe wiederspiegelte, die dem Favorit dieser gekostet hatte.
Also trauerte nicht nur Trainer Wilhelm einem durchaus möglichen Remis hinterher: „Da war mehr drin.“ Wusste aber auch, woran seine Mannschaft gescheitert war. An „zwei vermeidbaren Gegentoren und einem spielerisch starken Gast“ nämlich, der gleich loslegte wie die Feuerwehr. So gesehen war das 0:1 nach fünf Minuten eine Mischung aus Glück und Lohn.
Glück über einen auf dem holprigen Geläuf versprungenen Ball, der Neidhardts 16m-Schuss für Beetz unhaltbar machte. Und Lohn für eine furiose Anfangsphase, als die Hünfelder umgehend die Initiative ergriffen und mit dem Pressing ihrer drei Spitzen, von denen sich eine immer wieder geschickt zurück fallen ließ, keinen geordneten Melsunger Spielaufbau zuließen.
Doch die Gastgeber konnten sich – nach und nach – vom gegnerischen Druck befreien. Dafür sprach auch Gutberlets Glanzparade bei einem Hermansa-Schuss (18.). Allerdings: Mitten in die Bartenwetzer Konsolidierungsphase traf SVH-Torjäger Simon erst per Kopf die Latte (36.), um dann nach einem kapitalen Grunewald-Fehler im eigenen Strafraum zum 0:2 abzustauben (40.). „Da waren die Köpfe wieder unten“, beschrieb Sascha Beetz die Pausenstimmung.
Als dann auch noch die Gäste die Partie völlig unter Kontrolle hatten, schien sich eine verdiente Niederlage anzubahnen. Bis zur 59. Minute. Da luchste der agile Krug Sebastian Gensler den Ball ab und erzielte den Anschlusstreffer, der nach den vorausgegangenen misslungenen Angriffsversuchen nun wirklich nicht in der Luft lag. Der Ausgleich danach schon. Und genau das half Michael Wilhelm über den ersten Frust hinweg. „Wir haben immer Gas gegeben“, lobte er seine Schützlinge. •
Melsungen: Beetz – Zahirovic, Ruppert, Dobler Eggers, Rudolph – Germeroth (74. Frank), Grunewald, Bajic, Hermansa – Krug, Kilian.
Hünfeld: Gutberlet – Schilling, Gensler, Witzel, Yildiz (87. Krenzer) – Alles, Budenz, Hohmann (74. Rehm) – Neidhardt, Simon, Krieger (84. Klüber). Zuschauer: 300. SR: Naumann (Ranstadt). Torfolge: 0:1 Neidhardt (5.), 0:2 Simon (40., 1:2 Krug (59).
Von Ralf Ohm www.hna.de