Als 15. der Tabelle überwintert Viktoria Urberach in der Fußball-Hessenliga. Es ist die schlechteste Platzierung der Rödermarker in den vergangenen viereinhalb Jahren in Hessens höchster Spielklasse. Von Patrick Leonhardt
Allerdings haben die Urberacher auch bis zu zwei Partien weniger als die Konkurrenz ausgetragen. Zudem ist alles dicht gedrängt. Der unerwartete Tod von Vorstandsmitglied und „Mr. Viktoria“ Dietmar Erck im April zwang den Verein dazu, das Budget deutlich herunterzufahren. Vor Rundenbeginn gab es daher einen Umbruch: Sechs Spieler gingen, in Dominik Lötschert (SV Wehen Wiesbaden II) und Renato Tusha (Wormatia Worms) kamen aber nur zwei gleichwertige Akteure hinzu. Aufgefüllt wurde der Kader mit Talenten aus unteren Klassen. Der ohnehin kleine Kader schrumpfte somit auf zwölf gestandene Hessenliga-Spieler. Die Viktoria legte mit der Verpflichtung von Rückkehrer Ljubisa Gavric (RW Frankfurt) und Kevin Simmons (Eintracht Wetzlar, verletzte sich gleich im ersten Spiel schwer) zwar nach, dafür verließ Patrick Barnes nach nur wenigen Wochen den Verein.
Durch mehrere Rotsperren in den ersten Wochen (Marco Betz, Renato Tusha, Stanko Pavlovic) und Verletzungen kamen die Urberacher nie richtig in Fahrt. Immerhin reichte es zum Gewinn des Darmstädter Regionalpokals (3:1 gegen den TSV Aschbach) und damit zur Qualifikation für den Hessenpokal, wo die Urberacher auf den Drittligisten Darmstadt 98 treffen.
SERIEN
Vier Niederlagen zu Rundenbeginn – so schlecht waren die Urberacher zuvor nur in der Saison 2010/2011 in die Runde gestartet, ehe am fünften Spieltag mit einem 4:0 bei Rot-Weiss Frankfurt der Knoten platzte. Dieses Mal war es ähnlich: Beim FCA Darmstadt gewannen die Schützlinge von Trainer Thomas Epp mit 3:0. Es folgte ein Auf und Ab mit knappen Niederlagen gegen Meisterschaftsfavorit KSV Baunatal (1:2) und ein 1:0-Überraschungscoup in Lohfelden. Der war gleichzeitig der Auftakt einer kleinen Erfolgsserie von sechs Punktspielen ohne Niederlage (vier Siege, zwei Unentschieden). Anschließend setzte es aber drei Niederlagen hintereinander, ehe die Viktoria die erste Saisonhälfte mit drei Spielausfällen und einem 3:1 gegen den FCA Darmstadt beendete.
HEIMBILANZ
Vier Siege, ein Unentschieden, fünf Niederlagen – vom einstmals gefürchteten Hurra-Fußball der Viktoria vor eigenem Publikum ist nicht mehr viel übrig geblieben.
AUSWÄRTSBILANZ
Sie fällt mit drei Siegen, einem Remis und vier Niederlagen ähnlich der Heimbilanz aus.
TORE
31:32 Tore sind eine magere Ausbeute – vor allem weil die Urberacher in den Vergangenheit zu den offensivfreudigsten Teams der Liga gehörten. Stanko Pavlovic brachte es als erfolgreichster Torschütze bisher auf acht Treffer. Naser Selmanaj und Renato Tusha waren jeweils viermal erfolgreich.
PERSONAL
Lazar Kacarevic ist auch in dieser Saison die Nummer Eins im Viktoria-Tor, wurde lediglich zu Rundenbeginn verletzungsbedingt durch Dario Istuk ersetzt. In der Innenverteidigung haben Ljubisa Gavric und Dauerbrenner Nils Wolf ihren Stammplatz sicher. Auf den Außenpositionen hat sich links Zugang Julian Purcell (SV Somborn) durchgesetzt, nachdem sich Kevin Simmons bereits in seinem ersten Spiel den Fuß brach. Rechts versuchten sich Florian Beckmann, Benjamin Braus und Patrick Hartmann.
Im zentralen Mittelfeld haben Marco Betz und Naser Selmanaj ihren Platz sicher, Mario Rhein sichert im 4-1-4-1-System hinter den beiden ab. Die linke Außenbahn besetzt Renato Tusha, die rechte Mark Dillmann. Einzige Spitze ist in der Regel Stanko Pavlovic. Domenico Di Rosa kam aus Verletzungsgründen erst auf neun Einsätze. Dominik Lötschert war meist nur Ergänzungsspieler.
PERSPEKTIVE
Wie es sportlich bei der Viktoria weiter geht, scheint völlig offen. Immer wieder machen Gerüchte über einen Rückzug nach Saisonende die Runde. Sportlich ist der Kader durchaus in der Lage, noch Platz sechs oder sieben zu erreichen – wenn er nicht durch Sperren oder Verletzungen erneut geschwächt wird. Der Unterbau fehlt, die Reservisten der Hessenliga-Mannschaft müssen auch in der „Zweiten“ ran, eine A-Jugend ist nicht vorhanden. Die zweite Saisonhälfte wird für die Urberacher so oder so ein Tanz auf der Rasierklinge.
Eingesetzte Spieler (Spiele/Tore): Selmanaj (18/4), Wolf (18/3), Dillmann (18/2), Beckmann (17/2), Tusha (15/4), Gavric (15/1), Betz (15/3), Kacarevic (15), Pavlovic (14/8), Purcell (14), Rhein (14), Lötschert (13/1), Di Rosa (9/1), Braus (9), Hartmann (9), Özgün (8), Barnes (7/1), Istuk (4), Qyqalla (3/1), Blazekovic (2), Simmons (1), Wilhelm (1)