06.05.2013 – WALDGIRMES
Von Rolf Birkhölzer
Waldgirmes verliert auch vermeintliches Endspiel gegen den Hünfelder SV, der sich rettet
WALDGIRMES. War es das mit der Hessenliga? Der Weg ans rettende Ufer der höchsten Fußball-Amateurliga ist für den SC Waldgirmes nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen den Hünfelder SV noch weiter geworden. Die Lahnauer stehen nach wie vor auf Tabellenrang 16, aber der Abstand zum Relegationsplatz 14 ist auf vier und der auf den Nichtabstiegsplatz 13 auf sechs Zähler angewachsen. „Noch sind 15 Punkte zu holen“, übt sich SC-Trainer Walter Staaden zwar in Durchhalteparolen, klagt aber: „Bei uns war allen klar, dass das heute ein Endspiel ist, aber dann muss von allen und nicht nur einigen mehr kommen, nämlich Zweikampfstärke, Behauptungswillen und Laufbereitschaft, das war heute zu wenig.“
Nach dem Schlusspfiff und dem zwei Minuten zuvor gefallenen Siegtor der Osthessen lagen oder kauerten die meisten Waldgirmeser Spieler regungslos auf dem Rasen, andere suchten Zuflucht auf der Auswechselbank, an der Staaden wie erstarrt lehnte. Ermattet, enttäuscht, niedergeschlagen. Ein Zuschauer rollte zornig mit den Augen und zischte: „Jetzt also gegen Naunheim, Wetzlar und Steinbach!“ Nebenan die tanzenden Hünfelder, die singend den soeben gesicherten Klassenverbleib feierten. Endzeitstimmung in der Lahnaue. „Es sieht böse für uns aus, das ist keine Bilanz einer Mannschaft, die ins Tabellenmittelfeld gehört“, zeigte sich der eingewechselte Leif Langholz selbstkritisch, forderte aber: „Trotz aller Enttäuschung wäre es zu früh aufzugeben.“
SC Waldgirmes – Hünfelder SV 1:2
Dabei schienen die Gastgeber, die Dennis Lang trotz eines erst am Freitag operierten Fingerbruchs dabei hatten, von Anfang an bemüht, sich in diesem erneut so wichtigen Spiel durchzusetzen und gingen nach 39 Minuten nicht unverdient in Führung. Edvinas Petkus, der schon zuvor das 1:0 auf dem Fuß hatte, aber frei vor dem Tor nur einen armseligen Abschluss (28.) zustande brachte, setzte das Leder diesmal gezielt ins Eck neben SV-Keeper Christian Ruck. Der Litauer profitierte dabei von einem genauen Pass in die Tiefe von Laurin Vogt. Wer weiß, wie sich das Spiel entwickelt hätte, wenn Schiedsrichter Pascal Loschke aus Kassel den Gastgebern einen durchaus möglichen Foulelfmeter zugesprochen hätte, als Tarek Belaarbi Vogt überhart attackiert hatte (9.). „Den hätte er pfeifen können,“ räumte nachher auch SV-Trainer Oliver Bunzenthal ein. Kurz vor der Pause allerdings hatten die Waldgirmeser Glück, dass erst ein kapitaler Distanzschuss von Kevin Krieger (42.) von der Unterkante des SC-Tores ins Feld zurücksprang, und dann Fabian Pötzl (44.) einen von Alexander Reith am SC-Torwart Fabian Grutza vorbei geschlenzten Ball gerade noch von der Torlinie kratzte.
Dieser Reith machte den Unterschied in der hart umkämpften Partie aus. Schon früher in Reihen des SV Flieden hatte der kleine, schnelle und technisch versierte Angreifer für Aufmerksamkeit in der Lahnaue gesorgt und Spiele entschieden. Am Samstag war die einzige Hünfelder Spitze der giftigste und zugleich kreativste Akteur unter aggressiven Mitspielern. Mit einer Zielstrebigkeit und mit einem Durchsetzungswillen, den man im jungen Waldgirmeser Team nicht nur am Samstag vermisste. Ein Beispiel war die Riesenchance von Vogt (49.), der zunächst an drei Hünfeldern vorbei zog, dann aber den Ball unkonzentriert und nachlässig weit neben das Tor setzte. Überhaupt schien nach der Pause der Ausgleich in der Luft zu liegen. In der Defensive zogen sich die Lahnauer zu weit zurück und hatten vorne bis auf einen harmlosen Schuss von Pötzl (56.) nichts mehr zu bieten. Deshalb kam der Ausgleich von Dennis Müller (71.), der die schöne Vorarbeit von Niclas Rehm ins leere Tor vollendete, nicht überraschend. Und als Reith mit einem frechen Lupfer über den herausstürmenden Grutza einen unnötigen Rückpass des eingewechselten Masih Saighani zu Lang, der zudem noch vom Bein des Schiedsrichters abgelenkt wurde, zum 2:1 (88) nutzte, begann die Tristesse im Waldgirmeser Lager.
Bei aller Erleichterung über den „nicht ganz unverdienten Sieg“, zeigte Hünfelds Trainer Bunzenthal, der nach der Saison nach Fulda wechselt, Mitgefühl für die Gastgeber: „Die Waldgirmeser gehören in die Hessenliga.“ Es wird aber immer unwahrscheinlicher.
SC Waldgirmes: Grutza – Kuche, Lang, Pötzl, Celiksoy (66. Döring) – Schneider, Kaguah, Aydin (68. Saighani), Vogt – Szymanski, Petkus (80. Langholz).
Hünfelder SV: Ruck – Witzel, Beck, Schwab, Belaarbi – Trabert (69. Budenz), Rehm, Krieger, Schirmer (75. Gensler), Müller – Reith (74. Klüber).
Tore: 1:0 (39.) Petkus, 1:1 (71.) Müller, 1:2 (88.) Reith. – Schiedsrichter: Loschke (Kassel). – Zuschauer: 230.