Hünfelds Youngster mischen die Liga auf
Hört man dem Hauptprotagonisten zu, ist Optimismus angesagt. Weil in dieser Mannschaft etwas zusammenwächst. Selten hat in der Verbandsliga so ein junges erstes Team begeistert, wie der Hünfelder SV in dieser Spielzeit. Trainer Dominik Weber ist sich sogar sicher, dass sich die Elf mittelfristig in der Hessenliga etablieren kann.
Gerade einmal 22,18 Jahre war der Altersdurchschnitt des Hünfelder SV beim Gastspiel gegen die Reserve des TSV Lehnerz (2:2). Doch dafür zahlte die junge Gästemannschaft vor allem in der ersten Halbzeit auch eine Menge Lehrgeld, als sich die Mannschaft von Trainer Dominik Weber mehrere Male auskontern ließ. „Uns hatte vor allem im Mittelfeld Stabilität und Ordnung gefehlt. Das ist sicher auch der fehlenden Erfahrung geschuldet gewesen“, analysiert Weber, dessen Mannschaft sich aber im zweiten Spielabschnitt fing, ganz stark aufspielte und aus einem 0:2-Rückstand ein gerechtes 2:2-Unentschieden machte. Letztlich hätte sich Lehnerz nicht beschweren dürfen, hätte der HSV die Begegnung sogar noch gewonnen – doch es wäre vielleicht auch zu viel des Guten gewesen.
Den Punktgewinn durfte sich Dominik Weber auf die Fahne schreiben. Der Trainer war es, der in der Halbzeit den 22-jährigen Lukas Budenz einwechselte und damit ein glückliches Händchen beweisen sollte. Budenz gab dem HSV nicht nur jede Menge Spielkultur, sondern bereitete auch beide Treffer vor. Der Mittelfeldspieler ist wie Sebastian Gensler (22), Simon Schilling (20), Oliver Krenzer (21), Kevin Krieger (21) oder Steffen Witzel (23) einer von zahlreichen Youngsters aus der eigenen Jugendabteilung, die sich inzwischen im Team festgespielt haben. Auch Senkrechtstarter Ferhat Yildiz, der mit seinen 18 Jahren eigentlich für die A-Junioren spielberechtigt ist, kickte vor seinem Engagement beim JFV Viktoria Fulda bereits in der Haunestadt und ist in dieser aufgewachsen.
Robert Simon erweist sich als Glücksgriff
„Die Jungs können richtig gut kicken und wenn wir erst einmal in der Offensive ins Rollen kommen, dann ist es auch ganz schwierig, uns zu stoppen“, ist sich der 34-Jährige sicher. Vor allem von Sommer-Transfer Robert Simon (28) profitiert der HSV bislang enorm. In 13 Ligaspielen traf der bullige Angreifer zwölfmal und bereitete sechs weitere Treffer vor. „Robert fühlt sich pudelwohl in der Mannschaft und ist voll akzeptiert. Gerade die jungen Spieler blicken zu ihm auf. Sowohl als Führungsspieler als auch als Stürmer hätte Robert uns in der vergangenen Saison sehr gut zu Gesicht gestanden“, erklärt Weber, der auch Christoph Neidhardt (26) und Niclas Rehm (25) als Führungsspieler nennt. Doch aus dem Abstieg konnte die Mannschaft sehr viele Erfahrungswerte sammeln. „Wir hatten letztes Jahr bereits viel Potenzial in der Mannschaft, haben für unsere Unerfahrenheit aber Lehrgeld bezahlt.“
Umso erstaunlicher ist es, wie das junge Team den Rückschlag Abstieg wegsteckte und sich in der Spitze der Verbandsliga etabliert hat. Vor allem die Defensive, die vergangene Saison mit 82 Gegentoren noch die anfälligste der Hessenliga war, steht in diesem Jahr sattelfest. Gerade einmal 18 Bälle in 19 Spielen musste Torwart Tim Gutberlet (20) aus dem Netz holen – der zweitbeste Wert der Liga. „Es hätten aber durchaus noch weniger Gegentreffer sein können. Doch jungen Spielern muss man Fehlern auch mal eingestehen“, weiß der Trainer, dessen Viererkette gegen den TSV Lehnerz II bestehend aus Yildiz, Witzel, Krenzer und Schilling gerade einmal im Schnitt 20,5 Jahre alt war.
„Wollen den zweiten Platz verteidigen“
Insgesamt habe sich die Mannschaft hervorragend entwickelt, sie sei noch enger zusammengewachsen. „Wir profitieren derzeit von den beiden überragenden Jahrgängen 92 und 93. An dieser Mannschaft wird der HSV in Zukunft noch sehr viel Freude haben“, glaubt Weber, der viele Freundschaften innerhalb des Teams ausgemacht hat. Zunächst wolle man den zweiten Tabellenplatz in der Verbandsliga verteidigen, um dann die Aufstiegsspiele zur Hessenliga zu bestreiten. „Wir gehen als Vize-Wintermeister in die Halbserie. Diesen Platz wollen wir auch verteidigen. Die Mannschaft kann aber auch jetzt schon stolz auf die erbrachten Leistungen sein.“ Geht die blutjunge Mannschaft aus der Rhönkampfbahn weiterhin ihren Weg, so scheint die Rückkehr ins hessische Oberhaus nicht ausgeschlossen. Spiele wie der 2:0-Sieg gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Borussia Fulda, als die Haunestädter bravourös kämpften und bärenstark umschalteten, haben jedenfalls gezeigt, wozu die Mannschaft in Bestform in der Lage ist. Zumal im Derby nach der Auswechslung von Neidhardt in Minute 30 zwischenzeitlich Niclas Rehm mit 25 Jahren der älteste HSV-Akteur auf dem Rasen war. „Wir haben auf jeden Fall das Potenzial, uns mittelfristig in der Hessenliga zu etablieren.“
Autor: Max Lesser