Amateurfußball: Geisterkulissen sind die traurige Regel

Amateurfußball: Geisterkulissen sind die traurige Regel

kr www.fuldaerzeitung.de

Fulda

Noch ist Osthessen die Insel der Glückseligen was die Zuschauerzahlen in den oberen Fußballigen angeht. Das verdeutlicht ein Blick auf die Zwischenbilanz in der Hessen- und Verbandsliga. Aber auch in der Region waren die Zeiten schon besser. Die FZ macht eine Bestandsaufnahme.

Hessenliga

Die Zuschauertabelle der Hessenliga wird angeführt von Buchonia Flieden. Auf Rang zwei liegt derzeit der Hünfelder SV. Während die Fliedener auf den prima Mittelwert von 461 Zuschauern pro Heimspiel kommen, konnte Hünfeld immerhin durchschnittlich 321 Besucher in der Rhönkampfbahn begrüßen.Die Fliedener leben in dieser Statistik aber vor allem vom ersten Spieltag. Da kamen zum Derby gegen Hünfeld 2200 Fans an den „Weiher“ ­– das war schon mehr als die halbe Miete. Denn zu den übrigen acht Heimspielen kamen nur noch insgesamt 1950 Fans. Die wenigsten waren es gegen Offenbach II. Gerade einmal 100 Unentwegte verpassten beim 3:2 eine tolle Aufholjagd nach 0:2-Rückstand. Zieht man das Hünfeld-Spiel ab, würde Flieden mit 244 Zuschauern im Mittelfeld der Liga landen.

 

 

 

Stimmen

Frank Happ (Abteilungsleiter Buchonia Flieden): Die Entwicklung bei den Zuschauern ist keinesfalls positiv. Das ist ganz offensichtlich und bei allen Vereinen so. Im Endeffekt fehlen vor allem die Zugpferde. Von Zeiten, als Kickers Offenbach, Hessen Kassel, Darmstadt 98, Borussia Fulda, Wehen oder Aschaffenburg in dieser Klasse gespielt haben, können wir momentan nur träumen. Auch der sportliche Reiz steht für mich mittlerweile in Frage. Die Hessenliga ist die fünfte Liga und entsprechend nicht mehr so attraktiv wie vielleicht noch vor 15 Jahren.
Bei Hünfeld war es auch das Derby, das den Besucherrekord vwerzeichnet. Im Rückspiel gegen Flieden kamen am 3. Oktober 800 Interessenten. Ansonten verfügt der HSV über ein treues Stammpublikum. In der Regel kommen immer so um die 250 Zuschauer.

Flieden gegen Hünfeld ist mit 2200 Zuschauern auch der Besucherrekord der gesamten Liga. Nur in Braunfels (1100 gegen Waldgirmes) und Baunatal (1000 gegen Lohfelden) waren die Zahlen nochmals vierstellig.

Vor allem im Süden Hessens herrscht die große Tristesse. Beispiel FCA Darmstadt:Ganze 62 Zuschauer kamen im Schnitt. Gegen Eddersheim waren es zum Kellerduell 25 Handgezählte. Auch die Reserven von Kickers Offenbach (65 im Schnitt) und Wehen-Wiesbaden (86) schaffen es nicht in den dreistelligen Bereich.

Selbst Tabellenführer Jügesheim will kaum jemand sehen. 158 Zuschauer kamen durchschnittlich. Zieht man aber die 400 aus dem Spiel gegen Urberach ab, dann fällt die Bilanz weiter in den Keller.

Stimmen

 

Joachim Hess (Abteilungsleiter Hünfelder SV): Aus meiner Sicht ist das ganze Interesse am Amateurfußball in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Das hängt auch mit der Bundesliga und den Übertragungen von Sky zusammen. Gerade bei schlechterem Wetter schauen sich die Leute lieber Fußball im Fernsehen an, als auf die Plätze zu gehen. Mit der Gründung der Dritten Liga ist der Amateurfußball mit Füßen getreten worden. Auch vom Verband kommt seitdem kaum noch Unterstützung. Wenn ich dann sehe, das nächstes Jahr 20 oder 21 Vereine in der Hessenliga spielen sollen, dann wird das nicht besser. Dazu kommt, dass die Leute nicht mehr gewillt sind, sieben Euro in der Hessen- und fünf Euro Eintritt in der Verbandsliga ständig zu bezahlen.
Offensichtlich ist die negative Tendenz, sobald das Wetter schlechter wird. Die Topzahlen stammen alle aus dem August. Im September und Oktober gingen die Zahlen zurück und sanken Richtung Mittelmaß. Im November wurden dann alle Negativrekorde gebrochen.

Insgesamt kamen 38005 Zuschauer zu den 176 Spielen. Das macht einen Durchschnitt von 216. Wissen sollte man dabei, dass hier alle Besucher mit eingerechnet sind. Zieht man Dauerkarteninhaber, Besitzer von sonstigen Frei-Ausweisen, Frauen und Kinder ab, dann kann sich jeder selbst ein Bild machen, was an manchem Tag tatsächlich in der Eintrittskasse der Vereine zu finden war.

 

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